Monstrum Internet ist eine Pseudo-Empörungsseuche
Ein aktuelles Beispiel hat mir wieder gezeigt, dass ich wohl richtig liege damit, generell keine Kommentare zu lesen zu Aussagen, die ich öffentlich gemacht habe. Ein harmloses Witzchen wurde so bewusst falsch verstanden, als würde ich Rammstein verteidigen.
Ich lese nur persönliche Zuschriften mit Absender, die anständig formuliert sind. Die dürfen negativ oder positiv sein und werden alle beantwortet. Ich nehme ja an, Sie wissen, wie das Internet funktioniert, die «Social Media» im Besonderen. Das sind keine neutralen Medien, welche die Wirklichkeit abbilden, nein, da wird tüchtig manipuliert. Im Keller des Internets gibt es nämlich einen riesigen Kerker, da arbeiten Ziglionen von Sklaven. Sie werden beschönigend «Algorithmen» genannt. Diese Hilfsarbeiter sind relativ einfältig und haben nur eine Fähigkeit: erkennen, was aufregt und polarisiert und das dann tausendmal verstärken. Wahrheit ist da kein relevantes Kriterium.
Im ersten Stock ist die Werbeabteilung, diese würgt überall noch Werbung rein, obwohl man mit der Preisgabe seiner Daten schon genug bezahlt hat. Im obersten Panoramageschoss sind 5 bis 6 Luxussuiten für die Digital-Schnuderbuben, die sich das Internet untereinander aufgeteilt haben wie damals die Kolonialmächte die reale Welt. Sie haben sich ins digitale Fäustchen gelacht, dass die Leute so dumm waren und, geblendet von dem neuen «Paradies», es auf keinen Fall regulieren wollten. Aber jetzt ist es zu spät, den Moloch noch wirksam zu bändigen. Die langfristigen Folgen werden wir alle bezahlen: Die komplette Abhängigkeit vom digitalisierten Betrieb (ein längerer, grossflächiger Stromausfall würde im Chaos enden), dazu der Kulturverlust durch den preisdrückenden Onlinehandel, der Läden und kleinere Firmen ruiniert. Das hat in den Städten ein einfältiges Sortiment zur Folge und bewirkt, dass alle Möbelgeschäfte am Schluss XXXXXSCHTUTZ heissen und überall der gleiche Grümpel angeboten wird. Der ungehinderte Zugang für jeden Siebenjährigen zu den grössten Schweinereien wird zur Abstumpfung führen. Natürlich nur langsam, deshalb werden wir es erst merken, wenn es nicht mehr zu übersehen ist.
Was dabei auch flöten geht, das ist der Anstand. Den müsste man wohl irgendwann als Schulfach einführen. Oder die Cyberangriffe, die nicht mehr nur internationale Konzerne betreffen. Nein, auch der brave Metzger Fleischli aus Gurkwil wird gehackt und muss Lösegeld zahlen. Dabei verkauft er selber Gehacktes. Da hilft auch keine googlesichere Weste, es ist eine neue Mafia, ein Millionengeschäft. Immer mehr werden auch Journalisten zu Handlangern dieser Pseudo-Empörungsseuche, indem sie jeden Furz übernehmen, der schon durch die Algorithmen aufgepumpt wurde, und so noch mehr verbreiten.
Ist das Verzweiflung oder Ignoranz, indem sie die Kommentar-Spalten mit einer repräsentativen Umfrage verwechseln? Ich tippe eher auf Verzweiflung. Vor allem die halbseriöse Presse ist auf einer schmalen Gratwanderung unterwegs. Geplagt vom Rückgang der Leserschaft, ist man krampfhaft auf der Suche nach Aufmerksamkeit, und da haben Studien gezeigt, dass negative Wörter in Schlagzeilen sofort mehr Klicks oder Kommentare auslösen als positive. Übrigens hat sich die Zahl der negativen Wörter in Überschriften in den letzten 20 Jahren um fast 400 Prozent gesteigert. Zufall? Nein, es ist wohl eher der Einfluss der Internet-Müllhalde, welche mehr und mehr den Takt der «Informationen» angibt, da zählt nur Schnelligkeit. Und die gute alte Tante Wahrheit humpelt mit ihrem Recherche-Rollator chancenlos hinterher.
Mein Aufruf an die letzten seriösen Medien: Macht diese Spielchen nicht mit, ihr werdet euch die Finger verbrennen. Das Monstrum Internet ist viel zu mächtig geworden, das müsst ihr mit intelligenteren Methoden bekämpfen, zum Beispiel mit gut gemachten, vielleicht auch mal positiven Geschichten. Aber das würde natürlich mehr Aufwand bedeuten als COPY/PASTE.