Das oberste Führungsorgan des Schweizerischen Roten Kreuzes, der Rotkreuzrat, hatte Thomas Zeltner für die Wahl vorgeschlagen. Der Rotkreuzrat begründete seine Präferenz für Thomas Zeltner in dem Schreiben damit, dass Zeltner in nationalen und internationalen Kreisen sehr bekannt und gut vernetzt sei.

Thomas Zeltner war 18 Jahre lang, von 1991 bis 2009, Direktor des Bundesamtes für Gesundheit (BAG). Unter anderem war er auch Mitglied und Vizepräsident des Exekutivrats der Weltgesundheitsorganisation WHO. Bis Mitte Mai 2023 war Thomas Zeltner Präsident der Blutspendesektion des Schweizerischen Roten Kreuzes.

Die frühere Präsidentin Barbara Schmid-Federer hatte ihr Amt Anfang Juni nach nur einem Jahr aus gesundheitlichen Gründen niedergelegt. Damals wurde sie mit den Worten zitiert: «Die Angriffe auf die Reputation des SRK und auf meine Person haben mich an die Grenze der Belastbarkeit geführt.» Ihr Rücktritt solle auch dazu beitragen, den öffentlichen Fokus wieder auf die Kernanliegen des SRK zu richten.

Im Hintergrund der Organisation tobt schon länger ein Machtkampf. Es geht um Zentralisierung und Machtausbau der Zentrale. Die 24 Kantonalverbände, die im SRK-Parlament die Stimmenmehrheit haben, fürchten, an Kontrolle und Einfluss zu verlieren. Im Dezember letzten Jahres kam der bis dahin vorab intern ausgetragener Streit an die Öffentlichkeit: Damals gab der Rotkreuzrat (RKR), das strategische Führungsgremium des Schweizerischen Roten Kreuzes, die Trennung vom langjährigen Direktor Markus Mader bekannt.

Als Grund nannte der Rat «eine unterschiedliche Auffassung in Führung und Organisation des SRK und einzelner Mitgliedsorganisationen». Daraufhin traten vier Mitglieder aus Protest aus dem zehnköpfigen Rat zurück.

Seit dem Rücktritt von Schmid-Federer stand das SRK praktisch komplett ohne Führung da. Mit Thomas Zeltner soll nun wieder Ruhe bei der grössten humanitären Organisation der Schweiz eintreten.

Das SRK gilt mit 500’000 Mitgliedern als grösste humanitäre Organisation der Schweiz. Dem Schweizerischen Roten Kreuz, das laut eigenen Angaben auch in 38 anderen Ländern im Einsatz ist, gehören 24 Kantonalverbände an sowie vier Rettungsorganisationen, der Blutspendedienst und der Rotkreuzdienst. Das SRK ist nicht zu verwechseln mit dem weltweit tätigen Internationalen Roten Kreuz (IKRK). Dieses hat seinen Sitz ebenfalls in der Schweiz.