«Herdenschutz zeigt Wirkung»: Naturschützer ziehen Zwischenbilanz
Der Wolf ist in der Schweiz weiter auf dem Vormarsch. Aktuell leben rund 250 Wölfe und 26 Rudel in der Schweiz – und der Bestand wächst weiter. Entsprechend gross waren die Befürchtungen der Alpwirtschaft vor dem Start der Alpsaison. Doch nun zeigt sich: «Der Herdenschutz zeigt Wirkung.» Diese Bilanz zieht die Gruppe Wolf Schweiz (GWS) am Donnerstag in einer Mitteilung.
Demnach hat der Wolf im ersten Halbjahr in den am stärksten betroffenen Kantonen Walis und Graubünden «massiv weniger» Nutztiere gerissen als im Vorjahr. Konkret gab es bisher im Wallis 55 Prozent weniger Risse, in Graubünden waren es sogar 80 Prozent, wie GWS schreibt. Und dies obwohl der Weidegang aufgrund des milden Winters und frühen Frühlingsbeginns zeitig erfolgt sei.
Entsprechend gab es auch weniger Abschussbewilligungen. Während im vergangenen Jahr alleine in den ersten sechs Monaten sechs Wölfe geschossen werden durften, waren es dieses Jahr noch gar keine, schreibt GWS.
Kritik an Regulierung
Die Naturschützer, die sich für das Zusammenleben zwischen Mensch und einheimischen Grossraubtieren einsetzen, führen dies auf den «besser ausgebauten» Herdenschutz zurück. Viele Alpen hätten in diesem Jahr erstmals Herdenschutzmassnahmen umgesetzt – etwa gesicherte Nachtweiden, Herdenschutzhunde oder wolfabweisende Zäune. GWS spricht von einem «grossen und respektierten Aufwand», den die Alpbewirtschafter und Tierhalterinnen betreiben.
Für sie zeigen die Zahlen, dass nicht die Grösse des Wolfsbestandes die Zahl der Risse bestimme, sondern der Herdenschutz. «Mehr Wölfe verursachen nicht automatisch mehr Schäden», halten sie fest. Sie sehen eine Bestandsregulierung denn auch nicht als Herdenschutz.
Trotzdem hat der Bundesrat erst im Juli den Wolfsschutz gelockert. Er hat unter anderem die Schadensschwelle gesenkt und den Kantonen mehr Rechte eingeräumt. (abi)