«Wasser statt Champagner»: FDP fordert Einführung eines «Budget»-Modells bei der Krankenkasse
Die steigenden Krankenkassenprämien machen vielen in der Schweiz Sorgen. Im Herbst dürfte Gesundheitsminister Alain Berset erneut einen Anstieg verkünden müssen – und das nur wenige Wochen vor den nationalen Wahlen.
Nun fordert die FDP die Einführung einer «Grundversicherung light», wie der «SonntagsBlick» berichtet. Das Gesundheitssystem in der Schweiz sei so gut, dass es als luxuriös bezeichnet werden könne, schreibt die Partei in der kürzlich eingereichten Fraktionsmotion. Als Alternative zur Grundversicherung sollen Modelle mit «sehr tiefen» Prämien eingeführt werden.
Mindestens einen Viertel günstiger
«Heute werden alle dazu gezwungen, in der Grundversicherung ein 1.-Klasse-GA zu beziehen, obwohl sie nur selten Zug fahren», wird FDP-Nationalrat Andri Silberschmidt im Zeitungsartikel zitiert. «Die Leute sollen aber auch ein 2.-Klasse-GA lösen können.»
Die «Grundversicherung light» solle um mindestens einen Viertel günstiger ausfallen. Im Gegenzug würden die Versicherten Abstriche in Kauf nehmen. Die FDP nennt in ihrem Vorstoss unter anderem mehrjährige Versicherungsverträge, höhere Franchisen und die Einführung der Vertragsfreiheit, also die Einschränkung der freien Arztwahl. Ebenfalls eine Option ist für die FDP eine Reduktion des Leistungskatalogs, etwa durch eine Generikapflicht und den Verzicht auf Komplementärmedizin. Oder in Silberschmidts Worten: «Wasser statt Champagner.»
Kritik am Vorstoss der FDP kommt aus der SP. Heute finanzierten die Gesunden die weniger Gesunden mit, sagte SP-Nationalrätin Flavia Wasserfallen gegenüber dem «SonntagsBlick». «Brechen wir dieses Prinzip auf, kommen die chronisch Kranken unter die Räder.» Viele der Kriterien, die eine «Budget»-Krankenkasse erfüllen würde, seien zudem in alternativen Versicherungsmodellen bereits umgesetzt oder in Planung.
«Soziale Errungenschaft, die wir bewahren sollten»
Auch der Krankenkassenverband Santésuisse zeigt sich skeptisch. «Der einheitliche Zugang aller Versicherten zu sämtlichen Leistungen der Grundversicherung ist eine soziale Errungenschaft, die wir bewahren sollten», wird Sprecher Matthias Müller zitiert.
Wie sehr die Prämien die Stimmberechtigten umtreiben, zeigt der jüngste SRG-Wahlbarometer: Sie landeten auf Platz zwei der wichtigsten politischen Herausforderungen. Und: Es ist auch das Thema, bei dem am meisten unzufrieden sind über den Kurs ihrer Partei – und zwar bei sämtlichen Parteien. (mjb)