Protestbewegung «Mass-Voll» nimmt an Wahlen teil – warum das gut ist für die Schweiz
Ausgerechnet Leute, die sich in der Schweiz mehr in einer Diktatur wähnen als in einer Demokratie, treten jetzt also mit einer eigenen Liste zu den Nationalratswahlen an. Auch im Kanton Aargau, wie wir seit dieser Woche wissen.
Man mag das als widersprüchlich taxieren oder darob einfach die Nase rümpfen. Dabei kann der Demokratie gar nichts Besseres passieren.
Es ist sinnvoller, wenn sich Staatsverdrossene wie jene in der Gruppierung «Mass-Voll» von sich aus einbinden wollen, als wenn sie sich ausserhalb des Systems radikalisieren.
Vielleicht realisiert der eine oder andere Protestler dadurch sogar, dass es nicht so schlimm um die Rechte in einem Land stehen kann, in dem das Volk innert kürzester Zeit dreimal über eine Notgesetzgebung (Covid) abstimmen darf und sich selbst ernannte «Regimekritiker» wie Nicolas Rimoldi zur Wahl stellen dürfen, die einen Bundesrat (Alain Berset) auch schon mal als Verbrecher bezeichnen, der zu verhaften sei.
Der Stachel einer neuen Konkurrenz von aussen tut aber auch etablierten Parteien gut. So wird etwa die SVP gezwungen, sich zu entscheiden, ob sie «Mass-Voll» eher als Gegner oder als Verbündeten behandeln will.
Strebt die SVP Letzteres an, könnte das einige Freisinnige insgeheim freuen. Es gäbe der FDP einen guten Grund, ohne Gesichtsverlust rückgängig zu machen, was sie von Herzen eigentlich gar nie wollte: eine Listenverbindung mit Andreas Glarners SVP.