Robin Schulz auf der Lindenbühne: Lichtshow begleitet die elektrisierenden Töne
Wie auch schon im Jahr 2018 kam der Zürcher Reggae-Musiker Dodo nicht alleine auf die Bühne. Wieder brachte er einige seiner «Friends» mit. Im Laufe des Konzertes hatten der Aargauer Mundartsänger Adrian Stern, die Berner Rapperin Ta’Shan, der deutsche Sänger Horst Wegener, Dabu Fantastic-Frontmann Dabu Bucher sowie Dodos Backgroundsängerin Dana aus Biel – ein Versprechen für die Zukunft – ihre Gastauftritte. Die Musiker feierten sich gegenseitig, als wären sie in der Fernsehsendung «Sing meinen Song». Einige der Songs, welche gespielt wurden, entstammen sogar diesem Format.
Man muss kein Fan von schweizerdeutschem Reggae sein, um an diesem Auftritt gefallen gefunden zu haben. Dodo ist ein Vollblut-Entertainer. Als sein Mikrofon Probleme bereitete und er auf seinen Kopfhörern den «Backing Track» nicht hören konnte, musste – oder besser gesagt durfte – Dodo improvisieren und so blühte er erst recht auf. Eine Braut, die ihren Jungesellinnenabschied am Heitere feierte, hatte die Aufgabe Dodo einmal über seine Glatze zu streicheln. Er stieg von der Bühne herunter, liess es geschehen, Aufgabe erfüllt. Anschliessend tanzte Dodo mit der bald vermählten Frau in einem Kreis.
Ein Zürcher oder «Züzi» – wie sich Dodo in einem Song selbst betitelt – startet als Künstler auf einer Aargauer Bühne vielleicht nicht mit dem grössten Sympathiebonus. Doch Dodo hatte die Heitere-Herzen rasch im Sack. Mit seinen bekannten Songs wie «Hippie-Bus» und «Brütigam» verwandelte er das Umfeld der Lindenbühne zur Festhütte. Trotzdem war es «Friend» Dabu Bucher, der mit dem Hit-Song «Angelina» unter dem Publikum am meisten für Ekstase sorgte. Dieses Konzert durfte man nur schon deshalb nicht verpassen, weil sich diese Konstellation extra für das Heitere Open Air zusammengefunden hat und es diese so schnell nicht wieder zu erleben gibt.
Die weiteste Anreise hatte Ray Dalton, der aus Seattle im Nordwesten der USA nach Zofingen kam. Sein „Training“ in verschiedenen Kinder- und Schulchören hat ihn bis auf die Lindenbühne gebracht, wo er an diesem Abend sogar eine neue Familie fand. Aber der Reihe nach: Die meisten Künstler sparen sich ihren grössten Hit bis zum Schluss auf. Ray Dalton entschied sich anders und brachte «Can’t Hold Us» gleich zu Beginn. Er singt den Refrain in diesem Welthit von Macklemore & Ryan Lewis. Und somit war dann die Stimmung im Publikum sofort sehr gut.
Ab da gab es immer wieder mal den Moment, wo einer zur anderen sagte: «Ah, der ist auch von ihm!?» Zwischen den Songs sang Ray Dalton noch seiner Tänzerin ein Geburtstagsständchen, das er auf alle ausweitete, die heute ebenfalls Geburtstag hatten. Und das Publikum hängte danach noch die schweizerdeutsche Version an. Der Sänger erzählte, dass er gerne mit seiner Familie und Freunden bei Brettspielen und Tequila abhängt. Doch weil diese ja heute Abend weit weg seien, wolle er die Heitere-Besucher fragen, ob sie seine Familie sein wollten. Sie wollten. Mit einem Mitsing-Spiel wurde der Bund besiegelt. Bei nun langsam angenehmen Temperaturen tanzten und klatschten und filmten die Leute fröhlich bis zum Ende des Sets durch.
Bilder: Leandra Jordi
Giant Rooks würden wohl auch erfolgreich sein, wenn sie nicht mit Indie-Rock, sondern als Umfrageinstitut ihre Brötchen verdienen würden. Sänger Frederik wollte vom Publikum wissen, wer schon von der Band gehört hat. Die beiden Lager hielten sich in etwa die Waage. Die Band aus Deutschland ist wohl nicht bei vielen Festivalbesuchern der Hauptgrund, weshalb sie sich Tickets für das Heitere besorgt haben. Aber Giant Rooks sind einer der Gründe, weshalb man das Heitere 2023 in guter Erinnerung behalten wird. Während es zu Beginn des Auftritts für Samstagabendverhältnisse vor der Lindenbühne noch sehr viel Freiraum gab, füllte sich das Gelände mit der Zeit immer mehr. Die fünfköpfige Boygroup – ganz in schwarz gekleidet – zeigte deutlich, dass sie an ihrer Tätigkeit Spass haben. Und das ist sehr wichtig, wenn es darum geht, ob der Funke zum Publikum rüber springt oder eben nicht. Spätestens nach der Coverversion von Suzanne Vegas «Tom`s Diner» mit seinem enormen Mitsingpotenzial war die Stimmung bombastisch. Und sie blieb es. Kein Wunder, zumal kein Stimmungsdrückerpotenzial mehr bestand. Die fünf Jungs nahmen die Bühne komplett ein. Frederik rannte durch das Publikum. Wildes Rumhüpfen auf der Bühne. Intensives Strobolicht. Konfettiregen. Mit ihren grössten Hits «Wild Stare» und «Watershed»war unter tosendem Applaus nach einer guten Stunde Schluss.
Tanzen bis der Morgen kommt mit Robin Schulz
Lila, blau, rosa – so fängt Robin Schulz’s Auftritt am Heitere an. Eine fulminante Lichtshow begleitet die ersten Töne. Darauf folgt – auf den Beat – eine Explosion von Luftschlangen und Flammenspiel. Bevor der DJ überhaupt erscheint, ist das Publikum schon ganz von ihm eingenommen und wiegt sich ekstatisch im Takt. Wenn es das nicht schon vorher so war, verwandelt sich das Festival spätestens jetzt in eine Party.
Eine wogende Menschenmasse schwappt, abwechselnd farbig beleuchtet, auf dem Gelände hin und her. Robin Schulz heizt ihr mit «Smash My Heart» oder verschiedenen Remixes, etwa von Calvin Harris’ «Summer» oder «Sweet Dreams» von Eurythmics weiter ein. Die aufwendige Bühnenshow mit verschiedenen Designs und Effekten, darunter Konfetti, Blitzlichter oder Nebelwänden tut das Übrige: die Heitere-Gäste können sich unter Kreischen, den Sternen und auch etwas nackter Haut austoben und tanzen, bis zum – hoffentlich nicht sprichwörtlichen – Umfallen.