«Es isch halt so»: In Deutschland galt das in der Schweiz beliebte «halt» erst seit kurzem salonfähig
Es gibt Wörter, die in der Schule verpönt waren, weil sie als dialektal galten. Darunter sind solche, die man nicht einmal adäquat übersetzen kann. Du hättisch halt besser selle luege! Do cha me halt nüüt mache.
Die schriftsprachlichen Versionen (Du hättest eben besser schauen sollen! Da kann man nun einmal nichts machen) kommen mir unbeholfen vor; halt ist halt ein träfes Wörtlein, dessen Fehlen in der Standardsprache einen Mangel bedeutet.
Neuere Wörterbücher stellen fest, dass unser Wörtlein zuerst regional gebraucht wurde, vor allem im Süden des deutschen Sprachraumes, und dass es neuerdings sogar in norddeutschen Texten zu finden ist. Vor 60 Jahren taxierte es der Duden als «mundartlich», 30 Jahre später als «landschaftlich u. schweizerisch».
Heute fehlen solche Zusätze; offenbar ist das Wort salonfähig geworden. Richard Wagner, aus Leipzig gebürtig, hat es übrigens schon 1867 in einem seiner Operntexte untergebracht: «’s ist halt der alte Wahn», singt Hans Sachs beim Sinnieren. Wenn der mundartnahe Jeremias Gotthelf schreibt: «Das gehört halt zur Natur des Menschen», so erstaunt uns das überhaupt nicht.
Vermutlich geht unser halt auf das Verb halten zurück, das ja auch ‹meinen› bedeutet oder bedeutete. Es könnte zugegangen sein wie bei dänk: Da wurde ein relativierender Einschub (dänk i, meine ich) zum Adverb, das verschiedene subjektive Färbungen ausdrücken kann, etwa Vermutung, Unsicherheit, Resignation.
Er hets dänk wider vergässe. I sett mi dänk no chli zwägmache. Me mues dänk zfride sii mit der Äärn. Der Duden hat so ein «denk» noch nicht – aber wer weiss, vielleicht in 50 Jahren?