Nach Rassismus-Eklat und Druck von Fans: Präsident des FC Wohlen tritt zurück und räumt Fehler ein
FC Wohlen-Präsident Michael von Wyl tritt per sofort zurück. Es ist der vorläufige Gipfel einer wüsten Geschichte. Vor einer Woche wurde durch einen «Blick»-Artikel publik, dass Daniel Marti, Vater eines Spielers und Chefredakteur des «Wohler Anzeigers», einen Juniorentrainer am Telefon übel beschimpft hatte: «Du Lausbub! Was fällt dir überhaupt ein, du verdammter Ausländer-Sack.» Martis Sohn war nicht dort eingeteilt worden, wo es der Vater gerne gehabt hätte. Drei Tage später wurden der Trainer und einer seiner Kollegen vom FC Wohlen suspendiert – dies habe nichts mit Martis Intervention zu tun, heisst es vom Club.
Präsident Michael von Wyl verteidigte das Vorgehen im Blick: «Die Abberufung der Trainer sei nach ausführlichen Gesprächen erfolgt. Der FC Wohlen habe sich dazu bekannt, aktuell und künftig Kindern aus Wohlen und der nahen Umgebung einen Platz in seinen Jugendmannschaften anzubieten.» Doch das war nicht der Punkt: Nach Ansicht vieler FCW-Fans hatte sich von Wyl – wie der Rest des Vorstandes – auf die falsche Seite geschlagen. Auch mit einer eher halbherzigen Medienmitteilung, in welcher der Vorstand schrieb, «grundsätzlich distanziert sich der FC Wohlen von jeglicher Art von Rassismus», machte man den Ärger nur noch grösser. Man warf dem Vorstand vor, Rassismus nicht aktiv zu bekämpfen, sondern wegzuschauen.
Zur Tagesordnung übergehen? Das liessen die Fans nicht zu. Bei der 0:1-Niederlage des FC Wohlen gegen Dietikon forderte der Fanclub Tifosi Wohlen ein Stadionverbot für Marti und dessen Ausschluss aus dem Verein. Und: «Vorstand raus» stand auf einem Transparent.
Der Forderung kommt nun der Präsident nach. Am Dienstagabend teilte der Verein mit, Michael von Wyl habe den Vorstand informiert, dass er per sofort von seinem Amt zurücktreten werde. «Der Vorstand bedauert diesen Entscheid sehr, versteht aber die Beweggründe», heisst es im Schreiben. «Die massiven Vorwürfe und persönlichen Anfeindungen, die in einem Rassismus-Vorwurf gipfelten, sind der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat.» Von Wyl selber zeigt sich «zutiefst getroffen» vom Vorwurf, das entspreche «weder meiner Gesinnung noch meiner moralischen, ethischen und erzieherischen Vorbildfunktion».
Immerhin räumt der Verein nun auch ein, von Wyl und der FC Wohlen seien sich bewusst, «dass in der kommunikativen Aussendarstellung Fehler gemacht wurden, die zu Missverständnissen und zu einem Interpretationsspielraum Anlass gegeben haben».
Eine Übergangsführung, bestehend aus VR-Mitglied Kurt Braunschweiler sowie Daniel Trottman, Ciriaco Sforza und Urs Bächer, werde alles daransetzen, auf die Generalversammlung vom 15. November hin Personen zu finden, die sich zur Wahl in den Vorstand stellen, heisst es weiter in der Mitteilung. (nro/zen)