Fluchttrauma überwinden und in der neuen Heimat zurechtfinden: Kanton Aargau unterstützt Pilotprojekt für Asylsuchende
In der Schweiz leiden 50 bis 60 Prozent der Asylsuchenden an psychischen Folgen von Erlebnissen, die sie in ihrem Herkunftsland oder auf der Flucht erlebt haben. Dies schreibt das Departement Gesundheit und Soziales des Kantons Aargau in seiner Mitteilung vom Dienstag. Weniger als zehn Prozent der Betroffenen seien deswegen in einer Behandlung.
Mit ComPaxion soll dieser Problematik Abhilfe geschaffen werden. Das Pilotprojekt, dass in den Kantonen Aargau und Zug zur Anwendung kommt, bietet ein niederschwelliges Beratungsangebot für Menschen mit Flucht- und Migrationserfahrung, die psychisch leicht bis mittelschwer belastet sind. Ziel des Projekts sei es, die Belastungen anzugehen, bevor diese ein klinisch relevantes Ausmass annehmen, heisst es im Schreiben des Kantons weiter. Denn eine Besserung der psychischen Gesundheit stärke die Autonomie der Geflüchteten und fördere ihre Integration in die Gesellschaft – und damit den Zugang zu Arbeit, Bildung und Kultur.
Personen mit Fluchterfahrungen für Weiterbildung gesucht
Um das Pilotprojekt im Aargau anzugehen, sollen Personen mit Flucht- oder Migrationserfahrung ausgebildet werden, neuangekommene Flüchtlinge in ihrer Lebenssituation zu beraten. Die fachlichen Voraussetzungen für die Weiterbildung seien eine möglichst abgeschlossene Ausbildung in einem Gesundheitsberuf, in Psychologie, Psychiatrie, sozialer Arbeit oder vergleichbare Erfahrungen und Kompetenzen. Problematisch dabei: Viele im Ausland erlangte Abschlüsse sind in der Schweiz nicht anerkannt.
Darüber hinaus sollen Kandidatinnen und Kandidaten sehr gute Kenntnisse in mindestens einer Herkunftssprache der Geflüchteten und gute Deutschkenntnisse sowie eine stabile und empathische Persönlichkeit haben. Ein Jahr lang dauert die Ausbildung. In den ersten drei Monaten findet ein Intensivtraining statt, danach folgt ein neunmonatiges Praktikum, nach dem die Geflüchteten angestellt werden. In den Trainings werden jedoch zuerst die eigenen Traumata aufgearbeitet.
Der Aargauer Regierungsrat unterstützt die Anschubfinanzierung des Projekts in den Jahren 2020–2025 mit einem Beitrag in der Höhe von 550’000 Franken aus dem Swisslos Fonds. Das Ziel sei, den Zugang zu Hilfsangeboten für psychisch erkrankte Personen zu erleichtern und die Lücke an Hilfsangeboten zu schliessen. Im Jahr 2024 sollen erste Beratungen angeboten werden. (luk)