Wegen Missbrauchsfällen: Der Adligenswiler Kirchenrat dreht dem Bistum Basel den Geldhahn zu
Als Reaktion auf die Missbrauchsfälle bei der katholischen Kirche dreht die Katholische Kirchgemeinde von Adligenswil den Geldhahn zu. Ihr Kirchenrat hat beschlossen, die Kirchensteuer, die das Bistum Basel normalerweise erhält, per sofort auf ein Sperrkonto einzuzahlen. Und zwar so lange, bis die von ihm gestellten Forderungen erfüllt sind.
Seit Jahrzehnten wisse man von Missbräuchen in der katholischen Kirche, jetzt seien endlich Fakten auf dem Tisch, schreibt der Adligenswiler Kirchenrat am Donnerstag in einer Medienmitteilung. Er befürchtet aber, dass sich die Strukturen nicht ändern und ein Kulturwandel nicht in Gang gebracht werde, wenn die Basis nicht handle und Druck auf die Bistumsleitungen ausübe.
Monika Koller Schinca,«Wir meinen es ernst.»
Präsidentin des Kirchenrats der Katholischen Kirchgemeinde Adligenswil
«Was wir in den letzten Tagen über unsere Kirche zu hören bekamen, ist beschämend und bedrückend», sagt die Adligenswiler Kirchenratspräsidentin Monika Koller Schinca. Man sei betroffen und fühle solidarisch mit den Betroffenen. Koller Shinca fordert «schonungslose Aufklärung und konsequentes Durchgreifen». «Wir meinen es ernst», sagt sie.
«Keine Abklärung unter Kollegen»
Der Kirchenrat nun unter anderem unabhängige Untersuchungen und keine «Abklärungen unter Kollegen», wie er betont. Weiter soll eine unabhängige, professionelle Ombudsstelle ausserhalb von kirchlichen Strukturen eingerichtet werden, bei der sich Opfer ohne Folgen melden könnten. Zudem verlangt der Kirchenrat, dass keine Akten mehr vernichtet werden, sondern an einer unabhängigen Stelle, etwas in einem Staatsarchiv gelagert werden. Schliesslich sollen auch die Archive des Nuntius Martin Krebs geöffnet werden müssen.
Solange diese Forderungen nicht erfüllt seien, wolle der Kirchenrat kein Bistum mehr mitfinanzieren, das nur zuschaue und nicht handle, schreibt er. Der Kirchenrat Adligenswil ruft alle Kirchgemeinden in der Schweiz auf, dasselbe zu tun.
Dem Bistum könnten Millionen fehlen, wenn die Landeskirchen mitziehen
Der Druck, welcher dadurch auf die Bischofskonferenz ausgeübt werden könne, rechnen die Andligenswiler anhand des Bistums Basel vor: Die Landeskirche des Kantons Luzern liefere ein Prozent der Einnahmen aus den Kirchensteuern an das Bistum Basel. Würden alle zehn Kantone des Bistums mitmachen, fehlten allein dem Bistum Basel, beziehungsweise dem Bischof 3,8 Millionen Franken. Er könnte dadurch seine Aufgaben nicht mehr wahrnehmen.
Der Kirchenrat erwartet weiter auch, dass das Pflichtzölibat abgeschafft wird. Wer diese Lebensform für sich richtig finde, soll sie weiterhin leben dürfen, sie soll aber nicht mehr Pflicht sein für den Priesterberuf. Ausserdem sollen Frauen gleichberechtigt in der Kirche tätig sein können. (sda/mam)