Knigge für die Sprachnachricht
Sprachnachrichten seien unbeliebt, hiess es kürzlich. Vor ein paar Jahren war ich selber erklärte Gegnerin. Ich weiss noch, dass ich damals einer gestressten Mutter gesagt habe, sie sei die Einzige, von der ich Sprachnachrichten akzeptiere, sie habe die Hände ja nie frei.
Heute nutze ich Sprachnachrichten ständig. Gerade, wenn ich etwas zu erzählen habe, bei dem Stimmlage entscheidend ist. Wütend ins Handy tippen ist einfach nicht so kathartisch wie eine dramatische Sprachnachricht an die beste Freundin. Oft bin ich gerade auf dem Sprung, und bevor mich wieder eine Oma auf der Strasse anpflaumt, weil ich beim Gehen auf dem Phone rumdrücke, mache ich halt eine Sprachnachricht. Und manchmal habe ich auch einfach den ganzen Tag lang schon genug geschrieben.
Darum mein Sprachnachricht-Knigge: Wie beim Funken gilt «denken, drücken, schlucken, sprechen». Sprachnachrichten über 5 Minuten gelten als Podcast und sind verboten. Nachrichten von weniger als 10 Sekunden kann man tippen, es sei denn, man hat beide Arme im Gips und bedient das Handy mit der Nasenspitze. Mitteilungen, die später wieder gebraucht werden – Orte, Termine und so – bitte ausschreiben, sonst findet man sie nie mehr. Bei langen Nachrichten kurz «dringend» oder «pressiert nicht» dazuschreiben. Und als Gratistipp: Man muss Sprachnachrichten nicht auf Lautsprecher abhören; das geht auch diskret, wenn man dabei das Handy ans Ohr hält.