«Weniger sexy, mehr Erfolg» – so will Dortmund die Bayern endlich wieder einmal besiegen
Dortmund gegen Bayern. Das Duell der Rivalen weckt in Deutschland jedes Mal aufs Neue grosse Emotionen. Auch heute ab 18.30 Uhr wird das kaum anders sein. Im Spitzenspiel der Bundesliga dreht sich dabei alles um eine Frage: Gelingt es dem BVB nach einer gefühlten Ewigkeit endlich wieder einmal, die Bayern zu besiegen?
Die Horror-Bilanz des BVB
Fast fünf Jahre ist es her, seit die Dortmunder am 10. November 2018 Bayern in der Liga besiegten. Im Supercup 2019 gelang es noch einmal, unter Trainer Lucien Favre. Seither aber reihten sie eine Enttäuschung an die nächste. Anders als Leipzig oder Leverkusen will dem BVB einfach kein Sieg mehr gelingen.
Doch nun scheint die Gelegenheit günstig. Bayern München scheint nach dem sensationellen Out im DFB-Pokal in Saarbrücken angeschlagen. Die Acht-Tore-Gala gegen Darmstadt von letzter Woche und die Glücksgefühle rund um die Rückkehr von Manuel Neuer ins Tor sind bereits verpufft. Dafür dominiert die Frage: Haben die Bayern-Bosse die letzte Transferphase verschlafen? «Diagnose Fachkräftemangel» titelte die «Süddeutsche Zeitung». Und kam zum Schluss: «Im Gefühl, das Kader im Winter nachjustieren zu können, haben die Bayern den Herbst unterschätzt.»
Trainer Tuchel und die vielen Diskussionen
Trainer Thomas Tuchel hat, als das Transferfenster noch offen war, wiederholt und durchaus trotzig darauf hingewiesen, wie dünn besetzt sein Team sei. Manch einer der Bosse wünschte sich ein bisschen mehr Freude beim Trainer, schliesslich kam doch 100-und-X-Millionen-Stürmer Harry Kane. Tuchel hingegen wollte nicht aufhören, zu betonen, dass Bayerns «X-Faktor» nicht Kane, sondern ein Spieler in der Defensive sei. Einer, der auch Lust darin gewinnt, dem Gegner einfach mal den Ball abzujagen. Tuchels Wünsche wurden nicht erhört.
Und so reist Bayern nun mit einem Rumpfkader nach Dortmund. Zu einem Gegner, der in dieser Saison gelernt hat, mit Realismus zu überzeugen. «Weniger sexy, mehr Erfolg!», so hat das Trainer Edin Terzic nach einem erknorzten Sieg gegen Werder Bremen einmal bezeichnet. Bereits fünfmal hat Dortmund in dieser Spielzeit 1:0 gewonnen (inklusive Champions League und Cup). Dass die Auftritte auf dem Feld bisweilen weniger glanzvoll und mit weniger «Hurra-Fussball» garniert waren, wird so langsam, aber sicher nicht als Mangel, sondern als Qualität wahrgenommen. Defensiv ist der BVB jedenfalls so stabil wie sehr lange nicht mehr.
Gregor Kobel und seine neue Aufgabe
Sehr viel zu tun hat das auch mit Gregor Kobel. Der Schweizer Torhüter schreitet mit seinen Leistungen weiter voran. Auf diese Saison hin wurde er zum Vize-Captain befördert. Er wächst an seiner neuen Aufgabe gerade neben dem Platz augenscheinlich. Jedenfalls finden nahe Beobachter nur lobende Worte für den bald 26-Jährigen.
Kobel ist der designierte Nachfolger von Yann Sommer im Tor der Schweizer Nationalmannschaft. Dass dieser Tag näherkommt, scheint klar. Am liebsten wäre Kobel, dass es bereits an der EM 2024 so weit ist. Mittlerweile geht er mit dem Thema gemäss einigen vertrauten Stimmen entspannter um als auch schon.
Wenn Kobel allerdings an die Bayern denkt, so lösen die Erinnerungen an das letzte Aufeinandertreffen keine guten Gefühle aus. Ein völlig missglückter Ausflug führte zum frühen Rückstand und damit zum Dortmunder Untergang. Doch diese Episode ist gerade ziemlich weit weg. Weder hat sie Kobel langfristig beschäftigt, noch ist sie in Dortmund in diesen Tagen ein Thema. Die Zeit, um schönere Erinnerungen zu schaffen, ist für Gelb-Schwarz gekommen.
Granit Xhaka und die grosse Meister-Frage
Mit Spannung wird man das Topspiel auch bei Leverkusen verfolgen. Denn womöglich ist in dieser Saison ja tatsächlich das Team von Granit Xhaka der grösste Konkurrent im Kampf um die Meisterschale. Acht Siege und ein Unentschieden (im Direktduell gegen Bayern) hat Leverkusen bis anhin auf die Resultattafel gebracht. Dazu beeindruckt die Mannschaft von Trainer Xabi Alonso mit einem überzeugenden, erfrischenden Offensiv-Fussball, der momentan in Deutschland seinesgleichen sucht. Schreibt Bayer am Samstag in Hoffenheim das nächste Kapitel dieser Erfolgsgeschichte?
Urs Fischer und die Worte des Union-Präsidenten
Manch einer wartet nur noch auf die Vollzugsmeldung. Darauf, dass sich Union Berlin von Trainer Urs Fischer trennt. Elf Niederlagen hintereinander. Wie weiter?
Nun hat sich Union-Präsident Dirk Zingler ziemlich deutlich geäussert. Im Stadionheft für das Spiel gegen Frankfurt am Samstag schreibt er: «Es gilt zu überprüfen, wem wir die anspruchsvolle Aufgabe anvertrauen, unsere Mannschaft wieder in die Spur zu bringen und sie so zu führen, dass sie die nötigen Punkte holt, um uns in der Bundesliga zu halten.» Um dann anzufügen: «Die Antwort auf die Frage, wer das tun soll, lautet: Urs Fischer. Und zwar nicht aus Dankbarkeit für seine Leistungen in der Vergangenheit, sondern weil wir überzeugt davon sind, dass er ein hervorragender Trainer ist, der diese schwierige Aufgabe lösen kann.»
Starke Worte. Die hoffentlich eine längere Halbwertszeit haben als andere Versprechen im launigen, schnelllebigen Fussball-Business.