Sind die Pfizer-Impfdosen mit DNA verschmutzt?
In Ampullen von Pfizers mRNA-Impfstoff sollen sich mehr DNA-Fragmente befinden als gesetzlich erlaubt: Diese Behauptung begann Kreise zu ziehen, nachdem im April 2023 eine Studie publik wurde, die bis heute nicht im Peer-Review-Verfahren geprüft und somit nicht definitiv veröffentlich ist. Der Hauptautor, Kevin McKernan, ist der Gründer der US-Firma Medical Genomics in Massachusetts. Die übrigen drei Autoren sind seine Mitarbeiter. Die Firma untersucht die Gene von Hanfpflanzen.
Die Autoren schreiben in der Studie, sie wüssten nicht, woher die von ihnen untersuchten Impfstoffampullen stammen, denn sie seien anonym und ohne Kühlakkus zugeschickt worden. Es ist also nicht sicher, ob tatsächlich mRNA-Impfstoff darin war, und falls ja, hat sich womöglich die fragile RNA in den ungekühlten Ampullen schneller abgebaut als die stabilere DNA. So weit die offensichtlichen Mängel dieser «Studie».
Diese Herstellung ist kein neuer Prozess
Die Autoren behaupten weiter, die Rückstände kämen von der Herstellung der Impfungen: Für die Vervielfältigung des mRNA-Impfstoffes in grosser Menge werden Bakterien verwendet, in diesem Fall E.-coli-Bakterien, und von diesen würde die gefundene DNA stammen. Doch: 30 Prozent aller medizinisch produzierten Proteine werden so hergestellt. Auch für die Produktion von Insulin, das weltweit in grossen Mengen von Diabetes-Patienten gebraucht wird, werden E.-coli-Bakterien verwendet – und dann vom Endprodukt abgetrennt. Im Wirkstoff sind keine oder höchstens Kleinstmengen solcher Reststoffe messbar. Unter diesem Link dokumentiert Biontech, dass auch dieser Herstellungsprozess («process 2») getestet wurde.
Wenn grössere Mengen vorhanden wären, wäre das illegal, aber: Unser Immunsystem ist darauf trainiert, fremde DNA (zum Beispiel bei Infektionen mit DNA-Viren) abzuwehren. Und wie schon mehrfach thematisiert wurde, gelangt die mRNA (oder was noch dabei sein könnte) zwar in menschliche Zellen, aber kaum in den Zellkern, wo die DNA allenfalls Erbgut verändern könnte. Zudem: Menschliche Zellen können nicht aktiv DNA von aussen in ihr Genom einbauen.
Passiert so etwas zufällig, muss die DNA erstens die Reparaturmechanismen der Zelle überleben, zweitens an einer Stelle eingebaut werden, sodass sie überhaupt eine Wirkung entfalten kann. Dennoch behaupten die Autoren unverdrossen, die Impfung würde Krebs verursachen. Dabei entstehen 90 Prozent der Krebsarten aus epithelialen Zellen, fünf Prozent aus B-Zellen – der Impfstoff hingegen wird von dendritischen Zellen und den Makrophagen aufgenommen, aus denen nur sehr selten Tumore entstehen, wie der Schweizer Molekularbiologe in Berlin, Emanuel Wyler, gegenüber «20 Minuten » ausführte. (Wer dazu noch mehr Antworten will, dem sei dieser Blog auf Englisch empfohlen.)
Grenzwerte werden nicht überschritten
Einen guten Beitrag zur «Studie» von Kevin McKernan hat der Molekularbiologe Dan Wilson unter «Debunk the funk» («Entlarve die Panik») produziert. Er versuchte die Ergebnisse nachzuvollziehen und zeigt, dass McKernan eine PCR-Prüfung dieser DNA-Fragmente durchgeführt hat, die wegen ungenügender Effizienz schlicht ungültig ist und deren Kurve vermutlich künstlich gedehnt wurde.
Wilson sagt: «Wie kann er den Herstellungsprozess der Impfung kritisieren, wenn er selbst nicht mal die einfachsten Messungen im Griff hat und sie mangelhaft dokumentiert?» Doch Wilson ignorierte diese Fehler, rechnete weiter und kam selbst dann nicht auf eine Überschreitung des Grenzwertes für DNA-Rückstände.
Diese Panik wäre also entlarvt. Aber muss man dazu einem Youtuber folgen? Warum stellen sich die Gesundheitsbehörden und die Impfstoffhersteller den kruden Theorien nicht selbst? Emanuel Wyler sagt dazu: «Man hätte natürlich gerne, wenn hier proaktiv und detailliert informiert würde, aber das ist leider nicht so.»
Viele Belege wären eigentlich da: Die einzelnen Impfstoffchargen werden von etlichen Gesundheitsbehörden der Abnehmerländer geprüft. Die Swissmedic tut dies als kleines Land nicht, aber in der EU analysiert die Impfchargen das Netzwerk der OMCL-Labore, in England das staatliche Institut NIBSC und in Australien die Therapeutic Goods Administration TGA. Es gäbe keinen einzigen Fall, wo eine Behörde die DNA-Konzentration beanstandet habe, sagt Biologe Wilson.
Dass die Impfstoffhersteller jede ihrer Impfstoffchargen prüfen, ist Pflicht. Das geschieht meist nicht inhouse, sondern die Daten werden von Drittfirmen nach den Vorgaben der WHO im Rahmen des GMP-Standards (Good Manufacturing Practice) erhoben. Diese Firmen benötigen eine Zulassung, die alle paar Jahre rezertifiziert werden muss und durch die Gesundheitsbehörde inspiziert wird. «Es gibt also vielfältige Kontrollen, um die Qualität der Impfstoffe sicherzustellen», sagt Corona-Forscher Wyler dazu. Und Wilson fragt rhetorisch: «Warum sollten all diese Player weltweit die Resultate faken? Das wäre eine sehr grosse Verschwörung!»