Nati-Trainer Michael Suter muss gehen – übernimmt nun Andy Schmid sofort?
Pascal Jenny, Präsident des Handballverbands, kommt gar nicht erst in Versuchung, die Dinge schönzureden: «Die sportlichen Ziele an der EM 2024 wurden verfehlt. Die Niederlage gegen Nordmazedonien im aus sportlicher Sicht wichtigsten Gruppenspiel mit ihren Auswirkungen auf die WM-Qualifikation wirft uns zurück. Dafür übernimmt der Verband die Verantwortung und hat den Entscheid getroffen, die sportliche Leitung des Nationalteams vorzeitig neu zu regeln.»
Das heisst: Michael Suter, seit 2016 Nationaltrainer, muss sein Amt vorzeitig abgeben. Geplant war der Wechsel für den Sommer. Lichtgestalt Andy Schmid sollte seinen früheren Coach beerben. Das wurde bereits vor einem Jahr so fixiert. Nun aber wird Suter die Möglichkeit genommen, die Schweiz im Mai in den WM-Playoffs gegen Slowenien zu coachen. Wer für diese schwierige Aufgabe die sportliche Verantwortung übernehmen wird, ist bis dato nicht geklärt und soll in den nächsten Wochen geklärt werden. Doch vieles deutet auf Schmid.
Suter und das Nordmazedonien-Trauma
Zurück zu Suter: Trotz Nordmazedonien-Trauma – er scheiterte mit seinem Team schon in der Qualifikation zur EM 2022 am selben Gegner – sind seine Verdienste für den Schweizer Handball unbestritten. Sicher, nach der WM 2021 hat die Nati leistungsmässig stagniert, obwohl einige Spieler seither in der Bundesliga durchgestartet sind. Aber Suter ist es zu grossen Teilen zu verdanken, dass die Schweiz überhaupt wieder an Endrunden vertreten ist.
Als der 48-jährige Lehrer 2016 die Nati übernahm, glich diese einem Gemälde von HR Giger, dem Meister der Finsternis. Selbst die renommiertesten Trainer wie Goran Perkovac oder der Deutsche Rolf Brack, in seiner Heimat der «Handballprofessor», scheiterten beim Versuch, das A-Team wiederzubeleben.
Suter, der zuvor den Schweizer Nachwuchs in die erweiterte Weltspitze geführt hat, gelingt es, mit seinem Enthusiasmus und seiner Leidenschaft, das Feuer neu zu entfachen. Und er schafft es, Ausnahmekönner Andy Schmid für das Projekt Nati wieder zu begeistern. Der Lohn: 2020 nimmt die Schweiz erstmals seit 14 Jahren an einer EM teil.
Schmid drohten drei Niederlagen zum Start
Andy Schmid weilt nach seinem kürzlich verkündeten Rücktritt mit seiner Familie in den Ferien. Die Frage, ob er nun vorzeitig seinen Dienst als Nati-Trainer antreten soll, ist knifflig.
Einerseits ist jede Partie, in der er Erfahrung als Coach sammeln kann, wertvoll. Andererseits drohte ihm im März im Test gegen Weltmeister Dänemark und im Mai in den WM-Playoffs gegen Slowenien ein Start mit drei Niederlagen. Warum? Weil die Gegner von höchster Qualität sind. Und weil der Schweiz die verletzten Lukas Laube und Jonas Schelker fehlen. Aber vor allem wird dem Trainer Schmid der Spieler Schmid fehlen. Nur wird er eh nicht darum herumkommen, für dieses Problem eine Lösung zu finden.