Hochseilartist Freddy Nock stirbt im Alter von 59 Jahren – keine Hinweise auf ein Gewaltdelikt
Der Uerkner Hochseilartist Freddy Nock ist im Alter von 59 Jahren gestorben. Die Polizei hat ihn am Mittwoch leblos in seiner Wohnung in Uerkheim vorgefunden. Die genauen Umstände, die zu seinem Tod geführt haben, sind noch unklar. «Wir haben keine Hinweise auf ein Delikt», sagt Corina Winkler, Sprecherin der Aargauer Kantonspolizei auf Anfrage des «Landanzeigers». Nock dürfte aber bereits einige Tage zuvor verstorben sein, denn die Verwesung sei bereits eingetreten, bestätigt eine sichere Quelle gegenüber dem «Landanzeiger».
«The Sky is the limit …, war sein Spruch, und im Sky ist er jetzt wohl angelangt», schreibt ein ehemaliger Freund von Freddy Nock aus Österreich auf Facebook. «Die Circuswelt hat einen wunderbaren Menschen verloren. Ruhe in Frieden lieber Freddy.»
Freddy Nock stammt aus der Zirkusfamilie Nock und war für seine Darbietungen auf dem Hochseil weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Er machte seine ersten Erfahrungen auf dem Seil im Alter von vier Jahren. Mit elf Jahren begann er mit dem Hochseillauf. Bereits seine Grosseltern waren Seilläufer. Als sein Vater Alfredo Nock 1985 eine Zirkuszeltvermietung gründete, ging Freddy mit der Familie seiner Tante auf Tournee und setzte seine artistische Laufbahn fort. In der Folge wurde er bei verschiedenen internationalen Nachwuchsfestivals für Artisten ausgezeichnet. 1994 gewann er mit der Truppe White Angels die Silbermedaille beim Internationalen Zirkusfestival von Monte Carlo.
Seit Ende der 1990er Jahre gelangen Freddy Nock verschiedene Weltrekorde. Seinen ersten Eintrag im Guinness-Buch der Rekorde sicherte er sich 1998 mit dem Lauf auf dem Tragseil der St. Moritzer Signalbahn über eine Distanz von 734 Meter. Danach folgten weitere Weltrekorde, unter anderem im Mai 2006 mit dem Lauf auf dem Tragseil der Säntis-Schwebebahn über eine Distanz von 1222,7 Meter. Seinen sechsten Weltrekord stellte er am 30. April 2010 in Zürich auf, wo er über eine Distanz von 900 Meter auf einem Hochseil den Zürichsee überquerte. Am 20. August 2011 gelang ihm ein Weltrekord auf der Zugspitze. Ohne jede Sicherung und Balancierstange lief er auf einem 5 Zentimeter dicken Tragseil der Gletscherbahn in 90 Minuten auf Deutschlands höchsten Berg. Dabei legte er eine Distanz von 995 Meter zurück und überwand eine Höhendifferenz von 348 Metern. Die Steigung betrug bis zu 57 Prozent.
Seinen letzte Weltrekordversuch plante Freddy Nock im Oktober 2018. Er wollte unterhalb eines
Heissluftballons auf 5000 Meter aufsteigen und dort über eine 16 Meter lange Traverse balancieren. Zuerst mit der Stange in der Hand, danach ohne Stange und zu guter Letzt auf einem speziellen Fahrrad. Erste Tests in Uerkheim verliefen im Beisein der Medien sehr spektakulär, aber nicht reibungslos. Zum eigentlichen Weltrekordversuch kam es aber nicht mehr.
Am 23. Juni 2020 schrieb sich Freddy Nock nochmals im Weltrekordbuch ein: «Um die Künstler aus der ganzen Welt zu ehren, die während des Lockdowns nicht auftreten konnten, habe ich auf dem «Glacier 3000» drei neue Weltrekorde auf dem Hochseil aufgestellt!», schrieb Nock auf seiner Webseite.
Familiär war Freddy Nock weniger erfolgreich. Im November 2020 wurde er vom Aargauer Obergericht in zweiter Instanz von einem Vorwurf versuchter vorsätzlicher Tötung seiner Ehefrau rechtskräftig freigesprochen. Ein entsprechendes erstinstanzliches Urteil von Dezember 2019 wurde aufgehoben. Der Rosenkrieg zwischen seiner zweiten Ex-Frau und ihm um das Sorgerecht ihres gemeinsamen Sohnes, ging bis zuletzt unerbittlich weiter.
Freddy Nock wäre am 10. Dezember 60 Jahre alt geworden. Er hinterlässt vier Kinder, drei aus erster und eines aus zweiter Ehe.