Bedrohlich tief: Warum es zu Engpässen bei Blutreserven kommt
Blut kann nicht künstlich hergestellt werden und die Haltbarkeit der Blutkonserven ist beschränkt. Vier von fünf Menschen sind einmal in ihrem Leben auf Blut oder ein Blutprodukt angewiesen. Zwar könnten mit einer Vollblutspende bereits bis zu drei Leben gerettet werden, weil aber nur etwa 2.5 Prozent der Schweizer Bevölkerung Blut spenden, kommt es immer wieder zu Engpässen.
Aktuell sind die Blutreserven für einige Blutgruppen bedrohlich tief, wie ein Blick auf das täglich aktualisierte Blutspendebarometer der Stiftung Blutspende SRK Aargau-Solothurn zeigt:
Warum kommt es immer wieder zu Engpässen?
Im Gegensatz zu geplanten Operationen sind Notfälle unberechenbar und führen logischerweise auch zu unerwartet höherem Bedarf. Teilweise sind die Engpässe aber auch saisonal bedingt, was einfach damit zusammenhängt, dass weniger gespendet wird. «Die Grippewelle ist für uns oft ein Problem», sagt Nadja Hänni, Mediensprecherin der Stiftung Blutspende SRK Aargau-Solothurn. Denn man dürfe nur gesund Blut spenden.
Wer das in krankem Zustand tut, gibt unter Umständen Krankheitserreger an die empfangende Person weiter. Das gefährdet den Heilungsprozess der Patienten, die in der Regel ohnehin schon geschwächt sind. Auch der spendende Körper wird es danken, hat er doch bei einer Erkältung genug damit zu tun, die Infektion zu bekämpfen.
Die Ferienzeit ist ebenfalls eine Herausforderung für die Blutreserven, denn dann sind viele potenzielle Spenderinnen und Spender abwesend. Verringerte Öffnungszeiten in den Spendezentren während Feiertagen spielen ebenfalls eine Rolle. «Decken die getätigten Blutspenden den Blutbedarf der Spitäler nicht ab», sagt Hänni, «müssen wir jeweils einen Aufruf in den Medien machen.»
Homosexuelle beim Blutspenden nicht mehr benachteiligt – macht sich das bemerkbar?
Blut spenden kann jede Person, die bei der ersten Spende zwischen 18 und 60 Jahre alt ist, sich gesund fühlt und mindestens 50 kg wiegt. Wer sicher sein will, führt hier einen Online-Check durch.
Seit letztem Herbst werden homosexuelle Männer auch nicht länger diskriminiert, was die Anzahl der potenziellen Spender zumindest theoretisch erhöht. Gibt es dadurch merklich mehr Blutspender? Nein, sagt Hänni. Seit November gebe es etwa gleich viele Spenderinnen und Spender wie zur gleichen Zeit in der Vorjahresperiode. Da danach auch nicht mehr gefragt würde, sei es ohnehin schwierig nachzuvollziehen, ob nun homosexuelle Männer zur Blutspende kommen oder nicht.
Ein leicht positiver Trend macht sich dennoch bemerkbar: 2023 konnte das SRK Aargau-Solothurn etwa 1000 Personen mehr für Blutspenden gewinnen als noch im Vorjahr. Auch die Anzahl der effektiven Vollblutspenden stieg um die gleiche Zahl. Aber eben, wenn der Bedarf plötzlich steigt, sind die Vorräte schnell aufgebraucht. (phh)