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Eine Portion Witz für «Blumen für die Kunst»: «Sonst ist man im nächsten Raum vergessen»

Vom 5. bis 10. März steht Aarau im Bann von «Blumen für die Kunst». Meisterfloristin Nicole Matter aus Oberentfelden hat dafür noch einmal alle Ideen über den Haufen geschmissen. Und doch ist sie die Ruhe selbst.

Der Entscheid fiel rasch und eindeutig, weil es sie an den Balkon ihrer Eltern erinnerte. Und weil es pfiffiger als alle anderen war. Ein Bild von fünfen, Teil einer Serie. Dann kam die Meldung, dass nun doch gewisse Bilder abgehängt würden, und sie entschied sich neu. Weg mit den roten Geranien, her mit drei Neuen, zurück auf Anfang. Und das zwei Wochen vor der Vernissage. «Ich musste meine erste Idee aussortieren, sonst wäre ich da hängengeblieben», sagt Nicole Matter und lächelt. Neue Ideen, die hat sie längst. Und die Ruhe weg.

Nicole Matter, 40, ist eine von 16 Meisterfloristinnen und Blumengestaltern, die dieses Jahr an «Blumen für die Kunst» mitwirken dürfen. «Blumen für die Kunst»; der Anlass, organisiert vom Verein «Flowers to Arts» und dem Aargauer Kunsthaus, der sich seit der ersten Ausstellung im März 2014 zu einem Publikumsmagneten gemausert hat. Über 16’000 Besuchende wurden letztes Jahr an den sechs Ausstellungstagen gezählt.

Warum sie Floristin wurde? «S Grosi hets gseit.»

«Es ist so wichtig für unsere Branche, mit Kunst zusammengebracht zu werden. Damit wir zeigen können, was alles in unserem Handwerk steckt», sagt Matter. Deshalb habe sie sich auch sehr über die Einladung gefreut, auch wenn es nicht das erste Mal ist; zum 10-Jahr-Jubiläum wurden lauter Floristinnen und Floristen aus vorhergehenden Jahren eingeladen. Aber zum ersten Mal tut sie es allein. 2015 und 2016 war sie gemeinsam mit Marc Müller, ihrem Arbeitskollegen vom Zürcher Geschäft «The Bloomery» angetreten. Hier war Matter zwölf Jahre lang tätig, bis sie letzten August nach Aarau zu «von Arx Blumen & Garten» wechselte. «Ich kenne Philipp von Arx schon lange, vor 24 Jahren war er mein Oberstift, jetzt ist er mein Chef», sagt Matter und lacht. Aufgewachsen in Oberentfelden, machte sie ihre Ausbildung bei «Linder Blumen» am Aarauer Bahnhofplatz. Noch heute wohnt sie in Oberentfelden.

Wie sie damals dazu kam, Floristin zu werden? Sie zuckt mit den Schultern, «s Grosi hets gseit». Warum, sei ihr bis heute nicht ganz klar, aber da sei die Grossmutter immer deutlich gewesen. «Sie hat immer gesagt, dass ich dereinst Blumenbinderin werde.» Also wurde sie es, wenn auch nicht aus Pflichtbewusstsein. Sondern aus anhaltender Begeisterung: «Mit gefällt das Erschaffen. Dass ich am Morgen komme und abends das Geleistete sichtbar ist.» Das habe ihr damals in der Schnupperlehre schon gefallen, und tut es heute, als Mutter, noch viel mehr. «Im Alltag mit Kind bleiben eigene Projekte meist auf der Strecke. Deshalb geniesse ich die Arbeit so.»

Wenn sie das doch nur wünschen könnte

Was es ihr ebenfalls angetan hat: die Abwechslung. «Wir haben die vier Jahreszeiten und damit ständig wechselnde Materialien. Das ist extrem reizvoll, diese immer wieder neu zu interpretieren und zu verarbeiten.» Als Floristin habe der Wechsel der Jahreszeiten eine ganz neue Bedeutung bekommen; nichts ist ihr lieber als der Frühling mitsamt seinen Ranunkeln, Tulpen, Narzissen und wie sie alle heissen. «Wenn es quietscht zwischen den Fingern, bin ich glücklich», sagt Matter. «Endlich kein klebriges Harz mehr», seufzt ihre Arbeitskollegin, die beiden lachen.

Nicole Matter liebt den Frühling: «Wenn es quietscht zwischen den Fingern, bin ich glücklich.»
Bild: Sandra Ardizzone

Ihren Stil beschreibt Matter mit «frecher als früher». Sie mag es gross, raumfüllend, ihr Spezialgebiet sind Events und Hochzeiten. Sie überrascht gern, reizt Grenzen aus, ohne zu überstrapazieren, und wenn sie wünschen könnte, würde sie Ranunkeln, Dahlien und Pfingstrosen gleichzeitig wachsen lassen; «das wäre das ultimative Trio».

«Am Schluss geht es sowieso auf»

Nun steht die Ausstellung also vor der Tür. Das dritte Mal dabei zu sein, gebe ihr eine gewisse Routine, was das Organisatorische anbelangt, sagt Matter. Wo angeliefert und wo kontrolliert wird, was ins Museum darf. Denn da sind die Regeln streng. Keine Erde, kein Moos, bloss keine Sporen oder gar Tierchen. Nichtsdestotrotz sei die Vorfreude gewaltig, die Herausforderung sowieso. «Ich habe mich dazu entschieden, nicht nur den Platz vor dem Bild, sondern den ganzen Raum zu nutzen – und er ist riesig. Das muss schon recht knallen», sagt sie. Aber so sei sie halt. «Wenn schon, denn schon, und am Schluss geht es sowieso immer auf. Darauf vertraue ich.»

Verraten darf sie nichts Konkretes. Sie sagt nur: «Es wird eine Mischung aus Fake und Natur, wie die Bilder selbst.» Mit viel Orange, der Farbe der Siebzigerjahre. Und mit Witz, denn Witz ist wichtig. «Sonst ist es im nächsten Raum bereits wieder vergessen.»

Die Ausstellung im Aargauer Kunsthaus dauert vom 5. bis 10. März. Es gibt keine Tageskasse, sämtliche Eintritte sind nur über den Vorverkauf erhältlich. Diese gibt es online über den Ticketshop unter shop.aargauerkunsthaus.ch/events oder über die Vorverkaufsstelle von Aarau Info.

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