Tiefer Stundenlohn, viel Arbeit: Wie sich das Einkommen der Bauern entwickelt hat
Wie geht es den Schweizern Bauern und Bäuerinnen finanziell? Vor zwei Jahren hat der Nationalrat den Bundesrat beauftragt, einen Bericht dazu zu erarbeiten. Am Freitag hat er diesen nun publiziert – just zu einem Zeitpunkt, da die Protestaktionen der Bauern an Fahrt gewinnen. Vier Erkenntnisse daraus:
Ein Rückgang nach längerem Anstieg
Das landwirtschaftliche Einkommen ist zwischen 2015 und 2021 um durchschnittlich 32 Prozent auf 80’709 Franken gestiegen. Im Jahr 2022 kam es zu einem leichten Rückgang (-1,3 Prozent).
Unter den schweizweit rund 48’000 Betrieben gibt es dabei gewaltige Unterschiede: Während ein Viertel 2021 weniger als 41’496 Franken Einkommen erwirtschaftete, brachte es auf der anderen Seite ein Viertel auf mehr als 106’492 Franken.
Mehrere Faktoren spielen dabei eine Rolle – die Lage des Hofs, die Grösse, was produziert wird. Zusammenfassend hält der Bericht fest: Grössere Betriebe in der Talregion, die auf Pflanzenbau (Ackerbau, Spezialkulturen) oder Schweine- und Geflügelmast spezialisiert seien, erzielten höhere durchschnittliche Einkommen. Und: Gut ausgebildete Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter verdienen im Durchschnitt mehr.
Gefälle zwischen Mittelland und Bergregionen
Besonders deutlich ist das Gefälle zwischen Bergbauern und ihren Berufskollegen im Flachland: Das landwirtschaftliche Einkommen lag 2021 in der Talregion bei 99’948 Franken – und damit deutlich höher als in der Hügelregion (73’075 Franken) und in der Bergregion (61’139 Franken).
Viele Bauernfamilien haben ein weiteres Einkommen
Die überwiegende Mehrheit der Bauernfamilien lebt nicht ausschliesslich von der Landwirtschaft. Beinahe ein Drittel der Betriebe wird gar im Nebenerwerb geführt. Wird das Einkommen von ausserhalb der Landwirtschaft miteinberechnet, beläuft sich das Gesamteinkommen der landwirtschaftlichen Haushalte im Mittel auf 111’284 Franken. Zum Vergleich: Das durchschnittliche Haushaltseinkommen aller Haushalte lag bei 117’800 Franken – also leicht höher.
Tiefer Stundenlohn
Landwirte und Landwirtinnen arbeiten viel, der Stundenlohn ist tief: Mit einem mittleren Arbeitsverdienst von rund 17 Franken pro Stunde schneidet die Landwirtschaft schlecht ab. Der Stundenlohn beruht auf geschätzten Angaben zur Arbeitszeit. Der Vergleich mit den Löhnen im nichtlandwirtschaftlichen Sektor hat zudem seine Schwächen, wie der Bundesrat im Bericht einschränkt. Aussagekräftiger wäre ein Vergleich mit den Einkommen von Selbstständigen – was wegen fehlender Daten aber nicht möglich sei.