Der Messerstecher von Zürich wird online von IS gefeiert
Am Montagabend bestätigte der kantonale Sicherheitsdirektor und Regierungspräsident Mario Fehr (parteilos), die Echtheit des Bekennervideos, das seit Montag zirkulierte. In diesem Video schwört ein 15-jähriger Schweizer, der tunesische Wurzeln hat, dem IS seine Treue – allerdings nicht explizit, wie Terrorexperte Guido Steinberg gegenüber 20 Minuten erklärt:
«Er schwört Abu Hafs Al-Hashimi Al-Qurashi die Treue, dem mittlerweile fünften Kalifen des IS – und das in einem Wortlaut, den man klar dem IS zuschreiben kann.»
Das zeige, dass man es eindeutig mit einem IS-Insider zu tun habe, so Steinberg weiter. Im Video identifiziert sich der 15-Jährige sich selbst als «Ahmed Al-Dhabbah», wobei es sich bei Al-Dhabbah um einen üblichen arabischen Nachnamen handelt, der wörtlich «der Schlachter» bedeutet.
Scheinbar einen Text ablesend, ruft der mutmassliche Attentäter im Video zum Mord an Juden, Christen sowie deren Unterstützern auf:
«Schnappt euch die Juden und die Christen und ihre Alliierten.»
Weiter kündigte er im Video an, in einer Synagoge möglichst viele Juden töten und dann Jagd auf Ungläubige machen zu wollen. Dazu solle man zu Messern, Kanonen und Sprengkörpern greifen.
Wie Steinberg weiter erläutert, sei anhand des Videos davon auszugehen, dass der Teenie wohl vom Krieg in Gaza zur Tat motiviert worden sei. So sagt er etwa, dass es falsch sei, Juden nur in Palästina zu bekämpfen.
Gibt es weitere Täter?
Noch ist unklar, ob der 15-Jährige alleine gehandelt hat. Dies sei zentraler Gegenstand der Ermittlungen, teilte die Zürcher Oberjugendanwaltschaft an der gestrigen Medienkonferenz zum Terroranschlag mit.
Steinberg kann sich gut vorstellen, dass der Täter Komplizen hatte:
«Mir würde es plausibel erscheinen, dass jemand dem Teenager mindestens den Eid zum Ablesen gab und er wahrscheinlich nicht alleine plante.»
Ebenfalls noch offen ist, wie der 15-Jährige radikalisiert wurde. Wie der Radikalisierungsexperte Thomas Kessler gegenüber Blick erklärte, geschehe das häufig über eine Gruppe mit gleichem Gedankengut oder über das Internet. Dort habe sich auch der Täter von Zürich inszeniert. Kessler fährt fort:
«Für Jugendliche aus Kollektivgesellschaften ist die Position in der Gruppe besonders wichtig, auch virtuell. Sie wollen mit ihren Taten beeindrucken. Der junge tunesische Schweizer lachte, als man ihn abführte. Die spektakuläre Verhaftung durch ein filmreifes Polizeiaufgebot war Teil seines Plans.»
Sein Attentat zeigte Wirkung: In Telegram-Kanälen des IS wird der Jugendliche gefeiert, wie das Middle East Media Research Institute schreibt. Dort heisst es etwa:
«Die IS-Ideologie hat eine neue Generation hervorgebracht, die sich dem Monotheismus verschrieben hat und sich von westlichen Werten nicht abschrecken lässt.»
Der Jugendliche befindet sich in Untersuchungshaft, wie die zuständige Zürcher Jugendstaatsanwaltschaft am Montagnachmittag mitteilte.