Ein bisschen Prahlen kann bei der Bewerbung helfen – am besten funktioniert aber das «Doppellob»
Eigenlob stinkt bekanntlich. Doch zusammen mit Fremdlob kommt es bei der Bewerbung doch gut an, wie eine US-Studie zeigt. Der Mix vermittelt die grösste Sympathie und Kompetenz.
Das Forscherteam legte rund 200 Managern und Personalchefs fiktive Bewerbungen vor, in denen der Fokus entweder auf die Qualitäten des Bewerbers gelegt wurde («Meine Fähigkeiten passen perfekt zu dem Projekt») oder auf die Qualitäten des Bewerbers und anderen Menschen («Das Projekt hatte Erfolg, weil wir im Team gearbeitet haben»). Es zeigte sich, dass Bewerbungen mit der Kombination von Eigenlob und Wertschätzung anderer – dem Doppellob – den besten Eindruck hinterliessen.
In einem weiteren Versuch wurden 1000 Probanden, die nach Mitarbeitenden für ihr Unternehmen suchten, die Texte von zwei Personen vorgelegt, die von einem gemeinsamen Projekt berichteten. Wurde darin auf Eigenlob verzichtet, gab das keine zusätzlichen Sympathiepunkte. Es gab sie aber, wenn jemand andere lobte oder im Doppellob sich selbst und andere anpries. Die Kombination wurde als besonders kompetent bewertet. «Wir haben festgestellt», resümiert Sozialpsychologe Eric VanEpps, der die Forschung geleitet hatte, «dass Doppellob die Wahrnehmung von Wärme, Kompetenz und Gesamteindruck des Akteurs erhöht.»
Prahlen in den USA, Bescheidenheit in Asien
Diese Einschätzung deckt sich mit den Erkenntnissen von Astrid Schütz, der Leiterin des Kompetenzzentrums für Angewandte Personalpsychologie an der Universität Bamberg: Eigenlob sei immer etwas riskant, sagt sie. «Wenn ich zu dick auftrage, um kompetent rüberzukommen, wirkt das wie Angeberei.»
Wobei diese Einschätzung vom jeweiligen Land und dessen Wertvorstellungen abhängt. Schütz hat in ihrer Arbeit die Erfahrung gemacht, dass man in den USA getrost prahlen darf: «Wenn ich dort ein Empfehlungsschreiben aufsetze, muss ich es positiver schreiben als bei uns.» In Asien sind hingegen Zurückhaltung und Bescheidenheit gefragt.
Ein weiterer Faktor, der über die Bedeutung von Eigenlob entscheidet: ob das Bewerbungskomitee den Bewerber kennt. «Wenn man ohnehin schon viel über meine positiven Seiten weiss, ist es günstiger, diese nicht noch einmal herauszuheben – das wirkt sonst überzogen», sagt Schütz. Gegenüber einer unbekannten Kommission könne man hingegen offensiver auftreten.
Noch wirkungsvoller ist es, sich von jemand anderem loben zu lassen, also den Bewerbungsunterlagen ein Empfehlungsschreiben von kompetenter Seite beizulegen. Ebenfalls elegant: Man verkleidet das Selbstlob in eine sachliche Darstellung, damit das Gegenüber von sich aus auf die besonderen Fähigkeiten des Bewerbers aufmerksam wird. Wer etwa sehr detailliert zu etwas Stellung bezieht, zeigt, dass er Ahnung hat, ohne es explizit zu betonen.
Insgesamt steigen die Erfolgschancen einer Bewerbung, wenn man diejenigen, die einen beurteilen, einzuschätzen weiss. «Es geht um Perspektivenübernahme und emotionale Intelligenz», erläutert Schütz. «Ich muss meine Bewerbungen der Zielgruppe anpassen.» Was hingegen meistens schlecht ankommt: Wenn man im Bewerbungsverfahren jemanden, etwa einen Konkurrenten, heruntermacht. Aber laut Schütz kann man auch hier indirekt vorgehen und andere die Kritik vortragen lassen. Eine weitere Methode ist die Sandwich-Taktik: Man verpackt eine negative Botschaft zwischen zwei positive, sodass man nicht als nörgelnder Miesepeter im Gedächtnis bleibt.