Neuer Bischof für christkatholische Kirche wird gewählt: Die Kandidaten stellen sich in der Stadtkirche öffentlich vor
Altershalber per Ende November letzten Jahres hat Harald Rein, Bischof der Christkatholischen Kirche der Schweiz, seinen Rücktritt eingereicht. Seither amtet Daniel Konrad, Pfarrer der Christkatholischen Kirchgemeinde Region Olten, als Bistumsverweser, wie seine Funktion offiziell lautet. Sprich: Konrad leitet die Landeskirche der Christkatholiken interimistisch, bis der Nachfolger von Rein gewählt ist.
Dieses Datum der Weihe ist für Mitte September 2024 eingeplant. Vorschläge für das höchste Amt sind in der Zwischenzeit fristgerecht eingereicht worden, Bischofswahl und Nationalsynode finden am 24. und 25. Mai in Aarau statt. Der neue Bischof wird von der Synode, also von den Mitgliedern, gewählt.
Folgende drei Namen stehen aktuell zur Wahl: Frank Bangerter, seit 2010 Pfarrer in Zürich und Mitglied des Synodalrats der Landeskirche; Christoph Schuler, Pfarrer in Bern seit 2006 und in Grenchen seit 2022. Er ist Präsident der Christkatholischen Landeskirche des Kantons Bern und vertritt die Altkatholischen Kirchen als Mitglied des Zentralausschusses des Weltkirchenrates. Und schliesslich Lars Simpson, seit 2010 Pfarrer in Zürich und aktuell Präsident der Pastoralkonferenz.
Der Anlass ist ganz und gar öffentlich
Einzigartig ist nun, dass sich diese drei Nominierten in einer öffentlichen Wählerversammlung einem interessierten Publikum vorstellen und präsentieren werden. Eingeladen zur Veranstaltung, die am 13. April um 13.30 Uhr in der Oltner Stadtkirche über die Bühne gehen wird, sind die Mitglieder der Nationalsynode, also die Delegierten der Kirchgemeinden und Angehörige des Klerus, sowie alle interessierten Mitglieder der Kirche.
Aber eben, und das ist das Besondere bei den Christkatholiken: Auch Gäste von ausserhalb sind an besagtem Samstagnachmittag in Olten willkommen. Die drei Nominierten erhalten je maximal 15 Minuten Zeit, um sich zu präsentieren. Man darf gespannt sein, wie sie dies tun werden, ist doch die Form ihrer Präsentation vollständig ihnen überlassen.
Christkatholische Kirche: Kein Zölibat und Ehe für alle
Den Schwung und die mediale Präsenz der Wählerversammlung möchten Monique Rudolf von Rohr und ihr Team vom Kirchgemeinderat mitnehmen und sich vermehrt in der Öffentlichkeit präsentieren – und so auch neue Mitglieder für ihre Kirche gewinnen. Der Christkatholischen Kirchgemeinde Region Olten sind 39 Gemeinden von Winznau bis nach Gänsbrunnen angeschlossen, sie zählt rund 400 Mitglieder – Luft nach oben ist also vorhanden. Die Präsidentin relativiert: «Wir sind uns bewusst, dass das kein Kinderspiel wird, nehmen uns aber auch die notwendige Zeit und wollen Schritt für Schritt gehen.»
Die Christkatholiken legen zudem Wert darauf, sich in wesentlichen Punkten von den Römisch-Katholiken zu unterscheiden: kein Zölibat, Frauenordination – sprich die Zulassung von Frauen zu geistlichen Ämtern in der Kirche – sowie seit 2022 die Anerkennung gleichgeschlechtlicher Liebe durch die Synode. Ganz generell bezeichnen sich die Christkatholiken als «liberal und offen». Die Präsidentin stellt fest: «Was viele römisch-katholische Kirchenmitglieder gerne möchten, ist bei den Christkatholiken schon sehr lange verwirklicht.»
In einer Podiumsdiskussion unter der Leitung von Radiojournalistin Nicole Freudiger stehen die drei Nominierten im Anschluss Rede und Antwort und geben Auskunft, bevor die Runde geöffnet wird und auch das Publikum seine Fragen an die Nominierten richten kann. Danach werden die drei in den Ausstand treten und die Diskussion in der Kirche geht weiter, ohne dass sie den Inhalt kennen. Um ungefähr halb fünf Uhr wird der Nachmittag in der Stadtkirche gemeinsam beschlossen.(otr)