«Sie muss sich der Konkurrenz stellen»: Rekordnationalspielerin Crnogorcevic bangt um ihren Platz
Die Zahlen von Ana-Maria Crnogorcevic im Schweizer Nationalteam sind beeindruckend. 157 Länderspiele hat sie bestritten, dabei 72 Tore erzielt. Beides ist Rekord. Doch die Thunerin sucht im Team von Nationaltrainerin Pia Sundhage derzeit nach ihrem Platz.
Beim 3:1 zum Start der EM-Qualifikation gegen die Türkei, sass Crnogorcevic 90 Minuten lang auf der Bank. Nur einmal, im ersten Spiel unter Pia Sundhage, das die Schweiz mit 4:1 gegen Polen gewann, spielte sie von Beginn an – als Aussenverteidigerin. Doch die Nationaltrainerin sagt nun: «Ich habe meine Meinung geändert.»
Die polyvalent einsetzbare Crnogorcevic ist als Aussenverteidigerin ausser Traktanden gefallen und in der Offensive haben derzeit andere Spielerinnen die Nase vorne. «Ana-Maria hat ihre besten Spiele im Sturm oder auf dem Flügel gemacht. Sie muss jetzt gegen die Konkurrenz in der Offensive durchsetzen.»
Pilgrim hat die Nase vorne
Sundhage setzte in der Spitze zuletzt auf die 20-jährige Alayah Pilgrim, die nach ihrem Wechsel im Winter von Zürich zur AS Roma einen grossen Schritt gewagt hat. Dort kommt sie regelmässig zu Einsätzen, hat in der Serie A auch schon geskort. Der Aargauerin könnte die Zukunft in der Schweizer Offensive gehören. Weniger gut läuft es Crnogorcevic. Anfang der Saison musste sie das vielleicht beste Team Europas, den FC Barcelona, verlassen, wechselte daraufhin zu Atlético Madrid. Doch auch bei den Hauptstädtern kommt Crnogorcevic nicht auf Touren, spielt nur selten über die volle Distanz.
Crnogorcevic ist im Schweizer Team eine verdiente Spielerin und hat auf Klubebene grosse Erfolge gefeiert. Dreimal gewann sie die Champions League, mehrfach den Meistertitel. An der Weltmeisterschaft im letzten Sommer war sie im Schweizer Sturm gesetzt, war damit aber auch Teil der Schweizer Probleme in der Offensive. Sie blieb am Turnier trotz teils hochkarätigen Möglichkeiten ohne Treffer und damit auch hinter der Erwartung.
Crnogorcevics Platz ist seit der WM das grösste Fragezeichen
Seither ist der Platz von Crnogorcevic im Schweizer Team stets das grösste Fragezeichen. Beim ersten Zusammenzug fehlte sie im Kader von Inka Grings. Dies auch, weil sich Spannungen zwischen der Rekordnationalspielerin und ihrer Trainerin offenbarten. Zwar rückte Crnogorcevic daraufhin wieder ins Aufgebot, spielte danach aber als Aussenverteidiger. Als Reto Gertschen dann das Team interimistisch im Dezember betreute, stellte er Crnogorcevic wieder in den Sturm – sie dankte es mit dem Siegtor gegen die Weltnummer 1 Schweden.
Doch auch Pia Sundhage sah Crnogorcevic zunächst als Aussenverteidigerin. Jetzt also die Kehrtwende in der Positionsthematik. Es stellt sich nun die delikate Frage: Wie geht es weiter mit der Rekordspielerin? Besonders brisant ist dies bei der heutigen Partie in Aserbaidschan, wo andere routinierte Spielerinnen fehlen. L
ia Wälti verpasst den Zusammenzug mit einer Knieverletzung, für die Reise nach Baku gaben auch Ramona Bachmann mit Adduktorenproblemen und Noelle Maritz mit einer Hüftverletzung Forfait. Für SRF-Expertin und Ex-Nationalspielerin Martina Moser ist klar, dass Crnogorcevic in so einem Fall spielen müsste. «Sie ist neben Wälti und Bachmann eine von drei erfahrenen Spielerinnen. Wenn eine davon ausfällt, erwarte ich die anderen auf dem Feld.»
Nationaltrainerin Sundhage betonte mehrfach, dass sie die richtige Zusammenstellung im Hinblick auf die Heim-EM 2025 noch nicht gefunden habe. Diese möchte sie in der EM-Qualifikation, die die Schweiz als Gastgeber ausser Konkurrenz bestreitet, in verschiedenen Kombinationen finden. Ob nun im heutigen Auswärtsspiel in Aserbaidschan Crnogorcevic eine Chance erhält, sich im Sturm zu beweisen? Sundhage will sich dabei nicht in die Karten blicken lassen. Sie sagt: «Ich habe für jede Spielerin eine Rolle geplant. Welche Rolle dabei Ana-Maria einnehmen wird? Das werden wir dann sehen.»