«Ich mag Politik nicht wirklich»: First Lady Jans über ihren Bundesrats-Gatten und was die Amerikanerin in der Schweiz vermisst
Anders als etwa in den USA nehmen Ehefrauen von Bundesräten in der Schweiz keine offiziellen Aufgaben wahr. Allenfalls treten Partner von Bundesrätinnen bisweilen bei einem Empfang von Staatsgästen an der Seite der Magistratin auf oder begleiten diese mit dem üblichen Tross auf Auslandsreisen.
Offensichtlich etwas offensiver interpretiert da First Lady Tracy Renée Glass Jans ihre neue Stellung.«Wir treffen viele neue Leute, das ist spannend», sagte die gebürtige Amerikanerin bereits in einem Gespräch mit CH Media nach den ersten 100 Tagen ihres Mannes im neuen Amt.Allerdings sei dies schon vor der Bundesrats-Zeit so gewesen, als ihr Beat Regierungspräsident im Kanton Basel-Stadt war.
Nun äussert sich Tracy Jans auch zur Politik selbst. Zwar nicht inhaltlich, sondern generell. Aber dennoch überraschend offen.
Sie selbst sei «kein politischer Mensch», betont die First Lady in dem am Freitag veröffentlichten«Podcast 1776». Und weiter fährt sie in dem auf Englisch geführten Gespräch fort: «Ich mag Politik nicht wirklich. Und wenn ich Beat kennengelernt hätte und er wäre damals Politiker gewesen, dann bin ich mir nicht sicher, ob wir zusammen gekommen wären.»
Allerdings stellt Tracy Jans im Podcast mit den Medienschaffenden Nicoletta Cimmino und Peter Hossli auch klar: Es wäre ihr nie in den Sinn gekommen, ihren Mann von der Politik fernzuhalten.
Allen Entbehrungen zum Trotz erkenne sie nämlich die Freude, welche der neue Bundesrat Jans an der Politik hat: «Es gibt ihm viel Energie und Freude.» Und sie wisse, dass er am richtigen Platz sei: «Wenn man jemanden liebt, ist das alles, was man sich für ihn wünscht.»
Und ganz so polit-abstinent, wie man die Aussagen der Schweizerisch-US-amerikanischen Doppelbürgerin interpretieren könnte, scheint Tracy Jans dann doch wieder nicht. Bereits früher erklärte sie, dass sie die New York Post abonniert habe und dort auch viel über US-Politik lese.
«Meine Heimat ist die Schweiz»
Denn die Biostatistikerin ist vor über einem Vierteljahrhundert nicht etwa wegen Beat Jans in die Schweiz gezogen. Sondern wegen einer Stelle bei Novartis:«Ich hatte Beat schon ein paar Mal getroffen, aber wir waren nicht zusammen. Und ich fand es einen schönen Zufall, dass ich ein Jobangebot in einer Stadt hatte, in der ich einen wirklich netten Typen kannte», wird die First Lady in einer Mitteilung zum Podcast zitiert.
Tracy Jans arbeitet 70 Prozent am Schweizerischen Tropen- und Public-Health-Institut in Basel. Zusammen mit dem Bundesrat hat sie zwei Töchter im Teenie-Alter. Wie sie bereits nach der Wahl ihres Mannes in die Landesregierung erzählte, teilen sich die beiden die Arbeit im Haushalt.
In ihrem Podcast «1776» greifen Cimmino und Hossli amerikanische Themen auf. Aus diesem Grund ist die First Lady Jans denn auch eigentlich eingeladen. «Ich habe das Privileg, zwei Orte sehr gut zu kennen», sagt die Amerikanerin mit Schweizer Pass. «Beide Länder haben Fantastisches- und solches, bei dem man denkt: Okay, daran könnte man arbeiten.» Zuhause fühlt sie sich dort, wo sie lebt: «Meine Heimat ist die Schweiz.»
Tracy Jans vermisst die Alltagsflirts
Ihr fehle etwas Amerikanisches, sagt Tracy Jans. «Ich vermisse diese kurzen Gespräche mit Leuten, die ich nicht kenne.» Die Alltagsflirts auf der Strasse, im Café mit Leuten, die man danach nie wieder sieht, mit denen man aber einen kurzen Moment teilt.
Und so überrascht es wenig, dass das auf Englisch geführte Gespräch über weite Teile quasi als Gespräch unter Expats daherkommt. Unterschiede macht sie im politischen System aus. Kaum sei in den USA ein neuer Präsident an der Macht, werde geändert, was der Vorgänger gemacht habe. Die Schweiz sei da langsamer, aber stabiler.
Bei den US-Präsidentschaftswahlen im Herbst werde sie Joe Biden wählen, plaudert Tracy Jans schliesslich wenig überraschend aus dem Nähkästchen. Und die Schweizer First Lady bezeichnet Barack Obama als ihren Lieblingspräsidenten. «Er verkörperte diese Hoffnung, dieses Amerikanische, dieses Gefühl, dass alles möglich ist.»