Der ESC 2025 kommt ins Nemo-Land: Eine doppelte Chance für die Schweiz
Was wurden alles für Begründungen angeführt dafür, dass die Schweiz nach 1988 nie mehr den Eurovision Song Contest gewann. Missgunst gegenüber einem reichen Land, die EU-Nichtmitgliedschaft, Nachteile beim Diaspora-Voting … Alles Ausreden! Das ist seit Samstagnacht klar, als Nemo in Malmö triumphierte.
Am Ende entscheiden eben nicht politische Faktoren, sondern der Song und die künstlerische Performance. Nemo war unschlagbar gut. Für unseren Musikredaktor Stefan Künzli, der seit 25 Jahren über den ESC berichtet, steht fest: Der Song hat punkto Dramaturgie und Originalität alles, und Nemo trug ihn gesanglich und tänzerisch überragend vor. Das haben die Jury und das Publikum mit über 500 Punkten honoriert.
Nemo erlöst die Schweiz von ihrem ESC-Trauma. Und serviert ihr eine doppelte Chance:
Die Gastgeberin des ESC 2025 kann sich als weltoffenes, lebensfrohes, buntes Land präsentieren. Nachdem sie zuletzt mit Projekten für Grossanlässe scheiterte (Olympia), tut ihr das gut. Es könnte auch Schwung geben für die kurz danach startende Fussball-Europameisterschaft der Frauen.
Nemo verkörpert Inklusion
Darüber hinaus bietet sich der Schweiz die Gelegenheit, einen Beitrag dafür leisten, dass der ESC wieder das wird, was er eigentlich sein will: Ein Fest der Inklusion, ein Event, das alle einschliesst. Aus Malmö bleiben leider nicht nur Nemos Leistung und die Freude in Erinnerung, sondern auch üble Parolen bei Demonstrationen – und Pfiffe im Saal, als die israelische Sängerin auftrat. Hasstiraden gegen eine Frau allein wegen ihrer Nationalität? Antisemitismus am Lieblingsanlass der «Woken»? Malmö war leider auch ein Festival der Heuchelei.
Nemo verkörpert Inklusion geradezu und kann nicht nur singen, sondern auch reden. Nachdem die Trophäe zerbrach, sagte Nemo schlagfertig: Vielleicht müsse auch der ESC geflickt werden. Es wäre schön, die Schweiz könnte zur Reparatur beitragen.