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Gesperrte Wege: Viele Wanderer informieren sich ungenügend und kehren im Zweifel nicht um 

Der Wanderweg oberhalb des Oeschinensees war auf Schweizmobil.ch nicht als gesperrt markiert. Doch hätte dies den Todesfall nach einer Lawine mit Steinschlag am letzten Donnerstag verhindert? 

Wenn im Frühling auf den Alpwiesen die Blumen schon spriessen, ist es weiter oben noch Winter. Das zeigte sich letzten Donnerstag eindrücklich, als nördlich des Oeschinensees bei Kandersteg am Oeschischafberg eine Nassschneelawine niederging. Viele Wanderer waren unterwegs, einer wurde von einem Stein am Kopf tödlich getroffen.

Dass der Wanderweg gesperrt war, wussten offenbar die wenigsten: Zwar hatte eine Tafel bei der Bergstation der Seilbahn zum Oeschinesee darauf hingewiesen. Aber Wanderer berichteten gegenüber dem «Tages-Anzeiger», dort, wo der Wanderweg Richtung Höllberg abgezweigt sei, habe es keine Hinweise gegeben. Nach dem Niedergang der Lawine mussten rund 60 Wanderer aus dem Gebiet evakuiert werden.

Auch auf der digitalen Wanderkarte von Swisstopo, schweizmobil.ch, ist dieser Weg nicht als gesperrt markiert – der Weg auf der gegenüberliegenden Seite des Sees hinauf zur Fründenhütte hingegen schon. Der Unterschied ist: Der Weg, an dem sich die Lawine ereignete, ist nur durch ebendiese gefährdet. Seitens der Gemeinde Kandersteg heisst es: «Saisonale Sperrungen von Wanderwegen während des Winters wurden bisher auf Schweizmobil noch nie eingezeichnet.» Sperrungen würden nur gemeldet, wenn es sich um längerdauernde Schäden oder Gefahren handle. «Nach unserem Wissensstand wird dies in anderen touristischen Regionen ähnlich gehandhabt.» Der als gesperrt eingetragenen Wanderweg südlich des Oeschinensees liege in einer dauerhaften Sperrzone aufgrund der Gefährdung aus der Rutschung Spitze Stei.

Warnungen auf digitalen Karten sind nicht vollständig

Patricia Cornali von den Schweizer Wanderwegen sagt ausserdem: «Es besteht keine Pflicht die Wegsperrungen digital zu registrieren.» Denn so frei man in den Bergen unterwegs ist – so hoch ist auch die Eigenverantwortung. Eine physische Sperrung eines Weges ist laut dem Merkblatt der Schweizer Wanderwege nur bei unmittelbar drohender Gefahr nötig. Drohen an einzelnen Stellen Lawinen oder sind noch Schneefelder mit Absturzgefahr vorhanden, sind eine temporäre Warnung oder Sperrung und die Abdeckung der Wegweiser am Ausgangspunkt zu prüfen.

Die Gemeinde Kandersteg hat demgemäss gehandelt. Gemeinderatspräsident René Maeder sagt gegenüber SRF, man habe an mehreren Stellen darauf hingewiesen, dass der Wanderweg gesperrt sei: «Auf den Tafeln bei der Gondelbahn und im Zustiegsgebiet war der Wanderweg mit einem roten Kreuz als gesperrt markiert.» Ausserdem seien alle Wanderwegweiser demontiert gewesen, so wie auch einige Brücken auf dem Weg.

Eigenverantwortung wird hier hoch gewichtet

Doch all dies – Tafeln, Absperrungen, digitale Warnungen – ist in den Bergen nur als Hilfe zu verstehen, jedenfalls auf den rot-weissen Wanderwegen. Auf einem solchen geschah der Unfall am Oeschinensee. Während die Verantwortung für gelbe Wanderwege, der einfachsten Kategorie, bei den Gemeinden liegt, sind die Wanderer auf rot-weissen oder blau-weissen eigenverantwortlich unterwegs.

Das Tourenportal des SAC, eineKarten-App, verfügt zusätzlich über Zustandswarnungen auf Routen in den Bergen, die als Ausrufezeichen in der Ansicht 1:25’000 sichtbar werden. Diese werden von den Kantonen, Forstämtern, Bergführern oder Tourenleitern gemeldet. Der SAC erfasst sie nicht systematisch.

Auch die Schweizer Wanderwege sind auf die Meldungen der Gemeinden, Bergbahnen und Forstunternehmen angewiesen. Die Mitglieder des Verbandes tragen die Sperrungen zwar täglich ein – aber ebenfalls ohne Garantie auf Vollständigkeit.

Im Frühling ist es besonders heikel

Der Frühling ist generell eine heikle Wanderzeit. Nicht überall sind die Brücken über Bergbächen wieder montiert. Ein abschüssiges Schneefeld ohne Steigeisen und Pickel zu überqueren, kann lebensgefährlich sein. Die Schweizer Wanderwege haben Anfang Mai ein Sensibilisierungsvideo veröffentlicht:

Patricia Cornali sagt dazu, Wanderwege seien nur für die schnee- und eisfreie Zeit bestimmt. «Es besteht keine Pflicht, Bergwanderwege vor saisonalen Gefahren zu sichern. Solche Gefahren gehören zur Natur dieser Wanderwegkategorie.»

Wer aufwww.map.geo.admin.chbeziehungsweise der App vonwanderland.chdie gesperrten Wanderwege sehen will, muss dies im Menü separat anwählen.