Frischhaltefolie aus Nuggi-Material: Nicholas Hänny will auch den Haushalt nachhaltiger machen
Mit seiner Marke Nikinhatte der Lenzburger Nicholas Hänny schon die Kleiderwelt nachhaltig zu machen versucht: Für jedes verkaufte Kleidungsstück lässt die Firma einen Baum pflanzen. Auchein kompostierbares T-Shirtwurde lanciert.
Nun knöpft er sich das Plastik in der Küche vor: Er und Unternehmer Arshya Shahheydari lancierten unter dem Namen Togeco plastikfreie Frischhaltefolien. Diese sind aus Platinsilikon. Dasselbe Material, aus dem Schnuller oder Prothesen gemacht werden. Es sei lebensmittelecht, verändere den Geschmack der Esswaren nicht und gebe auch keine Stoffe an diese ab.
Dank Togeco sollen Einweg-Haushaltsfolien gänzlich von der Küchenwelt verbannt werden können. Angeboten werden sogenannte Wrap-its: Es sind Folien in unterschiedlicher Grösse, die kälte- und hitzebeständig sind, deshalb anstelle von Plastik- und Alufolien oder auch als Backpapier verwendet werden können. Sie sind bis zu zwei Jahre lang wiederverwertbar und können in der Spülmaschine gereinigt werden.
In der Schweiz landen jährlich Hunderttausende Kilometer an Frischhalte- sowie Alufolien oder Backpapier nach einmaligem Gebrauch im Abfall, schreibt Togeco in einer Mitteilung. Weltweit gesehen seien die ökologischen und wirtschaftlichen Auswirkungen immens: Der Markt mit den Haushaltsfolien wird auf 80 Milliarden US-Dollar geschätzt.
Aktuell zweiwöchiger Testlauf bei Coop
In den letzten Tagen wurde das Produkt in 155 Coop-Filialen in der Schweiz angeboten. Dies im Rahmen eines zweiwöchigen Testlaufs. Zuvor wurde Togeco vor allem online vertrieben. Das Wachstum im physischen Handel bezeichnet Nicholas Hänny deshalb als die aktuell grösste Herausforderung.
Online laufe es nämlich sehr gut: Nach Lancierung der Marke im September 2022 sei die Nachfrage in der Schweiz heute konstant gut. Über 100’000 verkaufte Wrap-its und 25’000 Starter-Sets seien bisher verkauft worden. Aktuell wirbt Togeco verstärkt in Deutschland, um dort stärker zu wachsen.
Die aktuelle Testphase in den Coop-Filialen sei nun «entscheidend für die zukünftige Richtung von Togeco und die Plastikreduktion in der Schweiz». Jeder Kauf sei ein Schritt in Richtung einer nachhaltigeren Zukunft.
Einen Haken: Produktion in China
Nicholas Hänny hebt hervor, dass Togeco laut Umfragen bei der Kundschaft bereits für über 10’000 Kilometer eingesparte Einwegfolien verantwortlich ist. Darauf sei man sehr stolz. Optimierungspotenzial in Sachen Nachhaltigkeit gibt es aber bei der Ökobilanz: Hergestellt werden die Folien von Togeco in China. Man prüfe zwar konstant Produktionsmöglichkeiten in Europa, konnte aber noch kein Unternehmen finden, das dies stemmen könnte.
Bezüglich CO2-Ausstoss falle der Transport alleine bei der gesamten Ökobilanz nicht so sehr ins Gewicht, sagt Nicholas Hänny. «Kompensieren tun wir zurzeit nichts.»
«Ich arbeite 150 Prozent»
Nicholas Hänny ist Mitbegründer von Togeco, eigentlicher Chef ist aber Arshya Shahheydari. Die Firma dahinter, die Plasticfree-living GmbH, hat Sitz in Kräiligen im Emmental. Kennengelernt haben sich die beiden Unternehmer bei einem Vortrag von Nicholas Hänny – dort aber auf der Toilette, wo ihn Arshya spontan angesprochen hat.
«Togeco liegt mir besonders am Herzen, da ich bereits in der Textilbranche einen nachhaltigen Einfluss haben konnte und nun auch die Küche nachhaltiger gestalten kann», sagt Nicholas Hänny. «Ich selber arbeite aber 150 Prozent und 120 Prozent davon geht an Nikin.»
Die restlichen 30 Prozent teile der aktive Unternehmer auf Projekte, Verwaltungsratsmandate und Politik bei den Grünliberalen. Pro Woche arbeite er rund eine Stunde für Togeco. Er freue sich aber sehr, den 23-jährigen Arshya als jungen Unternehmer zu unterstützen.