Medienchefs schlagen Alarm: Ohne indirekte Presseförderung «implodiert» das Modell mit der gedruckten Zeitung
Die Chefs der fünf grossen Schweizer Medienunternehmen nutzten die Bühne des Swiss Media Forums, um an die Politik zu appellieren. Alle Verlage haben Sparprogramme hinter sich und verdienen mit dem klassischen Kerngeschäft, dem Journalismus, «fast kein Geld mehr», wie Pietro Supino es formulierte, der Verleger der TX Group («Tages-Anzeiger», «Basler Zeitung»). Überlebenswichtig sei darum der befristete Ausbau der indirekten Presseförderung, der zurzeit in Bundesbern verhandelt wird. Konkret geht es um Vergünstigungen bei der Zeitungszustellung.
«Wenn der Ausbau nicht kommt, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass das Modell der gedruckten Zeitungen in den nächsten drei Jahren implodiert», sagte Supino. Auch Michael Wanner, CEO von CH Media, betonte, wie wichtig die indirekte Presseförderung sei; sie helfe auch, Zeit zu gewinnen für die digitale Transformation. Und NZZ-CEO Felix Graf brach eine Lanze für gedruckte Zeitungen: Sie seien für die Vielfalt und Meinungsbildung nach wie vor enorm wichtig.
Kampf gegen «Big Tech»
Die grösste Zukunftsherausforderung sehen die Medienchefs aber darin, gegen «Big Tech» aus den USA zu bestehen. Milliarden an Werbegeldern fliessen ab an Google, Meta & Co., auch weil sich diese bei den Inhalten von Verlagshäusern bedienen. Dafür müsse bezahlt werden, forderten die Podiumsteilnehmer einhellig. Dazu brauche es ein griffiges Leistungsschutz- und Urheberrecht. Gerade auch wegen des rapiden Vormarsches der künstlichen Intelligenz (KI).
Auch über den inländischen Wettbewerb wurde diskutiert. Die Chefs der vier privaten Medienhäuser erhoben unterschiedliche Forderungen an die SRG – immer unter dem Titel «gleich lange Spiesse». Noch keine klaren Aussagen machten sie zur Halbierungsinitiative, mit Ausnahme von Ringier-Chef Marc Walder, der sich für ein Nein aussprach.
Der UBS-Stellenabbau in der Schweiz steht noch bevor
Zuvor traten am Swiss Media Forum im Luzerner KKL unter anderem Ifat Reshef, die Botschafterin Israels in der Schweiz, und UBS-Chef Sergio Ermotti auf. Letzterer mausert sich zu einem Habitué des Anlasses, war er doch bereits ein Gast der letztjährigen Ausgabe. Im Zentrum des Auftritts stand auch heuer die Integration der gescheiterten Credit Suisse in die UBS. Die Arbeit ist mittlerweile weit fortgeschritten, der für die Schweiz schmerzhafte Abbau von 3000 Stellen steht jedoch noch bevor. Das wird erst 2025 und 2026 geschehen, wie Ermotti betonte. Die UBS habe keine Wahl, sie müsse die Stellen abbauen.
Thema war auch der von Karin Keller-Sutters Finanzdepartement ausgearbeitete 22-Punkte-Plan, um das «Too big to fail»-Problem abzufedern. Ermotti gab sich konstruktiv, betonte, dass er 80 bis 90 Prozent der Massnahmen stütze, ebenso wie die Stärkung der Aufsicht, um früher einzugreifen. «Dass die CS ein Problem war, wussten die Märkte seit spätestens 2020.»
Gleichzeitig wehrte sich der UBS-Lenker gegen neue Regulierungen, insbesondere in Bezug auf die Aufstockung der Eigenmittel. Er plädierte dafür, hier die aktuelle Regulierung konsequent anzuwenden. Das sei bei der CS nicht der Fall gewesen. So muss die UBS jetzt das Eigenkapital um 9 Milliarden Dollar aufstocken, um nur schon die Kapitallücken zu stopfen, die der Regulator der Credit Suisse einst zugestanden hatte. Hinzu kommen nochmals 10 Milliarden Dollar infolge der Zusammenlegung von UBS und CS aufgrund der gewachsenen Bilanz und Marktgrösse der Bank.
In einem Raum voller Vertreter der Medienbranche war natürlich auch Ermottis Lohn von gut 14 Millionen Franken für neun Monate ein Thema. Der UBS-Chef zeigte sich hier sehr gelassen. Er sei sich gewohnt, dass seine Vergütung zweimal pro Jahr ein Thema sei. Die Aktionäre stünden hinter ihm, die kolportierte Missgunst spüre er nicht, die Medien seien hier bei der Berichterstattung «selektiv».