In der grossen Wohnung bleiben, auch wenn die Kinder ausgezogen sind: Fehlt es im Aargau an Alternativen?
Die Bevölkerung in der Schweiz wird immer älter. Laut Prognosen des Bundesamts für Statistik wird im Jahr 2025 jede fünfte Person über 65 Jahre alt sein, im Jahr 2035 sogar jede vierte. Das habe einerseits mit dem in den letzten Jahrzehnten beobachteten Rückgang der Geburtenrate zu tun. Andererseits würden die zahlenmässig grossen Generationen von in den 1950er- bis 1970er-Jahren Geborenen allmählich das Rentenalter erreichen. Zudem nehme die Lebenserwartung kontinuierlich zu.
Es sei eine Entwicklung, die beim Bauen und in der Bau- und Raumplanungspolitik der letzten Jahrzehnte vergessen gegangen sei, finden die Aargauer Grossräte Matthias Betsche (GLP), Hans-Peter Budmiger (GLP), Ruth Müri (Grüne), Andre Rotzetter (Mitte) und Lea Schmidmeister (SP).
Dabei sei das Ziel der Gesundheitspolitik, dass Menschen so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden wohnen. In verschiedenen Studien würde jedoch ein Missverhältnis zwischen den Bedürfnissen der älteren Menschen und dem Wohnraumangebot festgestellt. In einer Interpellation befragen sie den Regierungsrat zu diesem Thema.
Viele ältere Menschen leben in grossen Wohnungen
Unter anderem wollen die Grossrätinnen und Grossräte wissen, welche kantonalen Massnahmen und Instrumente zur Verfügung stehen, um die Bedürfnisse der älteren Menschen in der Wohnbaupolitik aufzunehmen, «insbesondere was das Zur-Verfügung-Stellen von hindernisfreiem Wohnraum an zentralen Lagen betrifft».
Ein weiteres Problem sehen die Interpellanten darin, dass ältere Menschen auch nach Auszug ihrer Kinder in vergleichsweise grossen Wohnungen oder Häusern verbleiben. Einer der Hauptgründe dafür sei der Mangel an vergleichbar günstigen Wohnalternativen in der Nähe zum aktuellen Wohnort. Die Politikerinnen und Politiker wollen von der Regierung wissen, wie diese sicherstellt, dass die Wohnflächeneffizienz erhöht und älteren Menschen eine bedürfnisorientierte Wohnalternative geboten wird.
Ausserdem wollen Betsche und die anderen Interpellanten von der Regierung erfahren, welche Massnahmen und Instrumente der Kanton nutze, um die Hürden beim altersgerechten Bauen zu identifizieren und zu überwinden. Als wichtig erachten sie auch die Zusammenarbeit zwischen Kanton und Gemeinden. Die Regierung muss sich dazu äussern, wie der Kanton die Gemeinden unterstützen könnte, um die Bedürfnisse der älteren Menschen in der Wohnbaupolitik aufzunehmen. Bis Anfang Juni hat sie Zeit, die Fragen zu beantworten.