Fühlt ihr euch wirklich wohl?
Fussball, Fussball und nochmals Fussball. Schalte ich den Fernseher ein, begegnen mir immer wieder junge Männer, die in kurzen Hosen dem Ball hinterherjagen. Damit will ich mich hier aber gar nicht aufhalten. Denn ganz andere Bilder sind auch immer wieder zu sehen. Bilder von Zehntausenden von Menschen, die sich auf engstem Raum versammeln, um ihrer Mannschaft zuzujubeln. Die aber nicht dort spielt, sondern irgendwo weit weg in einem Stadion, in dem sie keinen Platz mehr gefunden haben. Zu sehen ist das Spiel lediglich auf einer grossen Leinwand.
Körper klebt an Körper. Gerade bei heissen Temperaturen stelle ich mir dies ziemlich unhygienisch vor. Fühlt ihr euch wirklich wohl? Wenn ihr euch bewegen wollt, steht ihr beim ersten Schritt jemand anderem auf den Füssen. Dann müsst ihr hoffen, dass nicht ein 1,95 Meter grosser und korpulenter Mann euch die Sicht auf die Leinwand verstellt. Habt ihr Durst, müsst ihr euch mühsam bis zum nächsten Getränkestand kämpfen, um dort in einer langen Schlange anzustehen. Dort bezahlt ihr dann viel für Getränke, die ihr anderswo sicher billiger erwerben könntet. Dann kommt das nächste Problem. Trinkt ihr viel, müsst ihr sicher auch einmal austreten. Wieder müsst ihr euch durch die Leute kämpfen, um auf dem nicht so stillen und wohl auch nicht mehr besonders sauberen Örtchen euer Geschäft zu verrichten.
Mir erschliesst sich nicht, was daran erquickend sein soll. Sport wird von seinen Anhängern gerne als die schönste Nebensache der Welt bezeichnet. Ein Genuss ist für mich das Gedränge vor den Leinwänden ganz sicher nicht.
Ich bevorzuge die Ruhe im Wald. Doch ganz gefeit bin ich vor der EM auch dort nicht. Ein Spaziergänger setzt sich auf eine Bank, zückt das Handy. Und was erahne ich, als ich an ihm vorbeilaufe? Er betrachtet auf seinem Mobiltelefon wohl ein Video eines Fanmarsches durch eine Innenstadt. Vor dem EM-Trubel ist man im Smartphone-Zeitalter nirgends mehr sicher.
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