Nach Abbruch der A13: Rösti erteilt Maut und Aufweichung des Nachtfahrverbots eine deutliche Absage
Vom «grossen Glück im grossen Unglück» sprach Bundesrat Albert Rösti. Das grosse Glück besteht darin, dass zum Zeitpunkt als Teile der A13 im Misox weggerissen wurden, keine Autos oder «gar ein Car mit 50 Personen» auf der Strasse waren. Das grosse Unglück ist die Naturkatastrophe, verbunden mit mindestens einem Todesopfer – zwei Personen sind immer noch vermisst. Rösti sprach im Namen des Bundesrats das herzliche Beileid aus.
«Bei aller gegebenen Tragik», so Rösti, sei es aber wichtig, nach vorne zu schauen. Vorne sind die Sommerferien und damit ein drohendes Stauchaos am Gotthard. Rösti und Jürg Röthlisberger, Direktor des Bundesamts für Strassen (Astra), kurvten elegant um Worte wie «Chaos» und «Kollaps». Lieber sprachen sie von «Herausforderungen» und «grosser Hoffnung».
Und auch von allzu konkreten Daten wollten die beiden Herren nichts wissen. Er gehe davon aus, dass «im Juli» zumindest jeweils eine Fahrspur durch das Misox geöffnet werden kann, sagte Rösti. Ob das eher Anfang, Mitte oder Endes des Monats der Fall sein werde, wollte er nicht konkretisieren. «Wir hoffen zuerst einmal, dass in den nächsten Tagen der grosse Regen ausbleibt», so Rösti. Erst wenn der Fluss Moesa wieder in sein Flussbett gepfercht ist, können die anderen Arbeiten beginnen. Rösti geht davon aus, dass dies frühestens innert einer Woche erledigt werden kann.
Eine Maut müsste sehr hoch sein
Das deutet zumindest darauf hin, dass es eher nicht «Anfang» Juli wird. Und mindestens so lange wird das Nadelöhr Gotthard wohl noch etwas verstopfter als sonst schon in den Sommermonaten. Es droht (noch) mehr Stau. All den Forderungen, die von Politikern vorgebracht wurden, erteilte Rösti eine Absage. Eine Maut für ausländische Alpenquerer wolle der Bundesrat dem Tessin «nicht zumuten». Damit eine Maut Wirkung zeige, müsste diese sehr hoch sein.
Auch die generelle Aufhebung des Sonntags- und Nachtfahrverbots, wie es FDP- und Nutzfahrzeugsverbands-Präsident Thierry Burkart wollte, stösst nicht auf grosse Gegenliebe bei Rösti und Röthlisberger. Das vor allem aus dem Grund, «da es nur noch mehr Verkehr anziehen würde», wie Rösti sagte. Auch seien die Lieferketten gar nicht darauf ausgelegt, dass zu Randzeiten geliefert oder umgelagert wird. Kurzum: «Das bringt gar nix.»
Was beim Astra aber angedacht wird, ist ein «Nachtsprung», wie es Röthlisberger erklärte. Das bedeutet, dass alle jene Lastwagen, die im Süden vor dem Gotthard im Warteraum sind, über Nacht auf jenen fahren dürfen, der im Norden vor dem Tunnel ist- und umgekehrt. Dabei geht es um jeweils rund 400 Lastwagen pro Nacht. Das führt dazu, dass der Verkehr in den Morgenstunden entlastet wird.
Kein Problem des Güterverkehrs
Allerdings, so Röthlisberger, sei die A13-Sperrung für den Güterverkehr «eher verkraftbar», viel mehr würden ihm die «Engpässe beim Personenverkehr» Sorgen bereiten. Aber auch da kann der Bund nicht viel mehr als kosmetische Massnahmen anbieten – etwa eine zusätzliche Ausfahrspur auf der Autobahn für all jene Autofahrer, die über den Pass fahren wollen. Rösti und der Astra-Direktor setzen auf Einsicht bei den Reisenden. Alle Nachbarländer seien bereits über die Sperrung informiert. Im Idealfall würde der Ferienverkehr die Schweiz «teilweise umfahren», sagte Rösti.
Und auch die SBB würden zusätzliche Kapazitäten zur Verfügung stellen, sagte der Bundesrat. An der Medienkonferenz sprach Rösti davon, dass die Bundesbahnen 11’000 zusätzliche Plätze anbieten. «Falls Sie können, gehen Sie doch mit dem Zug in das Tessin», ermunterte Rösti zum Umstieg auf die Bahn.
Bei den SBB will man derzeit aber noch nichts von zusätzlichen Zügen wissen. Auf Anfrage heisst es, dass von Freitag bis Sonntag auf der Gotthardachse im Gegensatz zur üblichen Zeit viele zusätzliche Plätze angeboten werden. Derzeit seien die Kapazitäten aber «ausreichend». Sollte die Nachfrage steigen, «könnte die SBB darauf reagieren, indem sie beispielsweise zusätzliche Züge einsetzen würde», so eine SBB-Sprecherin.
Keine falschen Illusionen machte der Bundesrat den betroffenen Kantonen. «Diese müssen einen Teil des Mehrverkehrs schlucken», so Rösti. Allerdings sollen dabei die Dörfer so gut wie möglich vom Ausweichverkehr verschont bleiben.