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Eine Kunstausstellung in einem fremden Schlafzimmer? Dafür bringt Karacsony ihre Werke nun erstmals in den Aargau

Seit rund zehn Jahren lädt der Mühlauer Fugo Diethelm bei sich zu «Kunst im Haus». Von dieser speziellen Idee ist auch Künstlerin Jessyca Karacsony begeistert, die nun ab Samstag ihre Bilder und Skulpturen in seinem Zuhause zeigt.

Jessyca Karacsony hat schon fast überall auf der Welt ausgestellt. Ihre Bilder hingen in den Nationalgalerie in Budapest, in Barcelona und während der Pandemie sogar digital in Los Angeles. Nur im Aargau zeigte die Künstlerin ihre Werke noch nie. Bis jetzt.

In den vergangenen Wochen transportierte sie Öl- und Acrylgemälde, Grafitzeichnungen und Skulpturen aus ihrem Atelier im Kanton Luzern her. Aber nicht etwa ins Kunsthaus. Ihre Werke hängen in Mühlau über Stefan (Fugo) Diethelms Bett, beim Eingang seiner Sauna und in seinem Wohnzimmer.

Seit fast zehn Jahren veranstaltet der Mühlauer in seinem auffälligen Zuhause am Obsthallenweg 5 «Kunst im Haus». Während dieser Ausstellungen stellt er Künstlerinnen und Künstlern seine Wohnräume als Galerie zur Verfügung. «So muss ich nicht in Galerien gehen, die Bilder kommen zu mir. Wenn keine Leute hier sind, kann ich sie mir in Ruhe anschauen», erzählt er lachend. Karacsony interveniert: «Ganz von alleine kommen sie nicht. Du investierst viel Zeit in diese Ausstellungen.»

Einzelne Gemälde wirken stärker durch Erklärung

Die Idee entstand an einer Ausstellung an der Schule in Baar, an der Diethelm unterrichtete. «Ein Lehrer hängte in der Mensa Bilder auf. Vor den grünen Wänden wirkten diese aber gar nicht», erinnert er sich. So schlug er dem Künstler kurzerhand vor, seine Werke bei ihm im Haus aufzuhängen, wo die Wände aus Sichtbeton sind.

Seither freut er sich, jährlich Künstler und Besucherinnen begrüssen zu dürfen. Jüngst konnte er Jessyca Karacsony überzeugen. «In einem Haus ausstellen – davon musste ich mir zuerst vor Ort selbst ein Bild machen», lacht diese. Und seither ist sie begeistert. Dass er Karacsonys Werke bei sich zu Hause haben möchte, wusste Diethelm, seit er einige davon im vergangenen Jahr in Würzenbach an einer Ausstellung zum Thema Afrika sah.

In jeder Ecke hängt ein Gemälde oder steht eine Skulptur.
Bild: Melanie Burgener

So zieren nun zwei grosse Bilder mit Zebras sein Wohnzimmer. Es sind Eindrücke, die Karacsony im vergangenen Jahr in Tansania gewonnen hat. Während die Künstlerin die meisten ihrer Werke ohne Worte wirken lässt, berichtet sie bei diesen gerne über ihre Gedanken.

«Hier waren es die Waldbrände im Amazonas, die mich beschäftigten», sagt sie und geht auf das eine Zebragemälde zu. «Ich wollte sie darstellen, ohne dass ich nur alarmierende Flammen male. Also habe ich das Feuer in die Streifen der Zebras integriert.» Das sieht man nur, wenn man es weiss, «aber danach, ist es immer das Erste, was man erkennt.»

«Ich muss keine Aufträge annehmen, nur weil ich Geld brauche»

Ihre Werke beschränken sich aber nicht auf Umweltthemen oder Safari-Eindrücke. Bei einem Gang durchs Haus fällt auch die Vielfalt an Materialien und Techniken auf. «Ich suche immer die Herausforderung und probiere, meine Komfortzone zu verlassen», bestätigt sie. Ihre grösste Motivation: «Wenn mir jemand sagt: Das schaffst du nicht», lacht sie.

Karacsony ist nicht nur Künstlerin, sie führt auch noch einen eigenen Coiffeursalon. Einen Job, den sie mit Leidenschaft ausübt, auch wenn sie dafür abwertende Kommentare hinnehmen muss. «Wenn man Vollzeitkünstlerin ist, wird man als Profi bezeichnet. Hat man noch ein zweites Standbein, heisst es, Kunst ist nur dein Hobby», erzählt sie. «Dabei sollte doch die Qualität der Werke darüber entscheiden.»

Einzelne Bilder wirken für sich, bei anderen gibt Künstlerin Jessyca Karacsony gerne Einblick in ihre Gedanken.
Bild: Melanie Burgener

In ihrem Fall bereite ihr Job ihr nicht nur Freude, «ich muss so auch keine Aufträge annehmen, nur weil ich das Geld brauche», ergänzt sie. Mit ihrem Können habe das nichts zu tun. Immerhin kommt Karacsony aus einer Künstlerfamilie, hat Kunstausbildungen absolviert und unterrichtet selbst.

Ihre Ausstellung kann ab der Vernissage am Samstag, 29. Juni, die von Hans Hassler musikalisch begleitet wird, bis am 2. August in Mühlau besucht werden. An einzelnen Tagen ist Jessyca Karacsony selbst vor Ort.