Nach zwei Attacken auf jüdische Schüler: SP fordert Meldestelle für rassistische und antisemitische Vorfälle im Aargau
«Leider sind wir mit der Beantwortung nicht zufrieden.» Das sagte Stefan Dietrich, Co-Präsident der SP Aargau, als im Grossen Rat sein Vorstoss zum Umgang des Kantons mit Antisemitismus behandelt wurde. Antisemitische und rassistische Vorfälle treten laut Dietrich seit dem 7. Oktober 2023 – dem Tag der Terrorattacke der Hamas – und dem späteren Einmarsch von Israel im Gaza-Streifen auch im Aargau vermehrt auf.
Tatsächlich ist es seither zu mindestens zwei gewalttätigen Übergriffen auf jüdische Jugendliche gekommen: An einem unbekannten Ort wurdeim Herbst 2023 ein Bezirksschüler geschlagenund beleidigt, vor rund zwei Wochen wurdein Suhr ein Oberstufenschüler attackiertund als «Saujude» beschimpft. Dietrich sagte: «Man hat den Eindruck, die Regierung weiss nichts, will nichts wissen und folglich ist alles in bester Ordnung.»
Dietrich: Es fehlt an Wissen und Sensibilisierung
In der Antwort auf seinen Vorstoss zähle der Regierungsrat zwar viele Bildungsangebote auf, es bleibe aber unklar, wer überhaupt davon wisse. «Wer kennt diese Massnahmen? Schulkinder, Eltern, Lehrpersonen, Schulleiterinnen und Schulleiter? Wie wird das Angebot genutzt?» Rückfragen ergaben laut Dietrich, dass die nötigen Informationen und das entsprechende Fachwissen nicht vorhanden seien.
«Vorfälle werden im Aargau nicht systematisch erfasst, es gibt keine Meldestelle und auch keine Meldepflicht», kritisierte Dietrich. Folglich würden Daten, Fakten, eine systematische Erfassung und eine entsprechende Analyse fehlen. Es fehle auch eine entsprechende Sensibilisierung innerhalb der Lehrerschaft und es sei unklar, wer welche Verantwortung vor Ort trage.
Dem Aargau komme als Wiege des Schweizer Judentums eine besondere Rolle zu, findet Dietrich. Die SP werde deshalb in einem weiteren Vorstoss die Schaffung einer Meldestelle und die Einführung einer Meldepflicht für antisemitische und rassistische Vorfälle anregen. Eine solche Stelle gibt es in der Stadt Zürich bereits, von Mitte März bis Mitte Juni wurden dort insgesamt 21 Fälle von Extremismus, Rassismus und religiösen Konflikten gemeldet,wie «Züritoday» berichtet.