Jury hat entschieden: Eines der besten Biere der Welt kommt aus Neuenhof – nur zwei sind besser
Die Brauerei Chen Van Loon ist höchstens Insidern ein Begriff. 20’000 Liter Bier hat der kleine Familienbetrieb im letzten Jahr gebraut. Der Bekanntheitsgrad dürfte sich nun aber markant erhöhen. Letzte Woche hat die «Finest Beer Selection» die besten Biere des Jahres 2024 gekürt.
Besonders gemundet hat der Jury das Sauvignon Ale aus Neuenhof. Es erhielt 96 von 100 möglichen Punkten. «Damit hätten wir wirklich niemals gerechnet», sagt Geschäftsleiter Jan Van Loon. Zusammen mit seinem Vater und Mitgründer Luc Van Loon reiste der 37-Jährige letzte Woche nach Neustadt an der Weinstrasse (D), um den Preis entgegenzunehmen.
Die Grenze zwischen Bier und Wein verschmilzt
Der Ort der Preisverleihung passt bestens zu den Bieren aus Neuenhof. Das Bier, das im ehemaligen Weinkeller von Voser Weine gebraut wird, lässt sich kaum in herkömmlichen Kategorien erfassen. Die Grenze zwischen Bier und Wein scheint bei Chen Van Loon zu verschmelzen. Der Slogan der kleinen Brauerei lautet nicht umsonst «Beer Handcrafted by Winemakers» – handgefertigtes Bier von Winzern.
Gegründet wurde Chen Van Loon vor zehn Jahren von Luc Van Loon, Hobbywinzer, Chemiker und Forscher am Paul Scherrer Institut, sowie von Christopher Chen, der auf dem Weingut Zum Sternen als Profi-Önologe arbeitete. Chen ist inzwischen in seine australische Heimat zurückgekehrt. Jan Van Loon aus Rieden hat die Geschäftsleitung übernommen.
Das prämierte Sauvignon Ale steht exemplarisch für die Idee, Bier und Wein in einem Getränk zu vereinen. «Unser White-Ale-Rezept dient als Basis, am Ende des Kochprozesses geben wir den Saft der Sauvignon-Blanc-Traube hinzu und vergären beides mit einer Weissweinhefe», erklärt Jan Van Loon. Die Trauben werden selbst geerntet und abgebeert und in einer Presse entsaftet.
Der Vergleich mit einem milden Schaumwein ist durchaus gewollt. Das fruchtig-frische Weizenbier mit 6 Volumenprozent passt zu Fisch und Meeresfrüchten oder als Apéro. Vor einem Jahr hat das Sauvignon Ale von der Jury noch 91 Punkte erhalten. «Wir haben die Rezeptur optimiert», sagt Jan Van Loon. «Aber was genau, das bleibt unser Betriebsgeheimnis.»
Dass just zum 10-Jahre-Jubiläum der Brauerei dieser Erfolg kommt, freut die leidenschaftlichen Brauer, die auch schon als «die absoluten Freaks der Szene» bezeichnet wurden, besonders. Sonst nehmen sie eher selten an Wettbewerben teil, «aber jetzt wissen wir, dass wir auf dem richtigen Weg sind, dass wir mit den ganz grossen Brauereien mithalten können. Das spornt uns an», sagt Jan Van Loon.
825 Biere wurden von der internationalen Jury getestet
Für ihren Vigneron Cuvée du Patron erhielt die Brauerei ebenfalls sehr gute 93 Punkte. Insgesamt wurden 825 Biere von knapp 200 Brauereien bewertet. 97 Punkte erhielten ein Dark Ale aus Holland und ein Baltisches Porter aus Deutschland. Weitere Schweizer Biere hinter dem Überflieger aus Neuenhof stammen von der Brauerei Locher und der Brauerei Schützengarten mit jeweils 94 Punkten.
Die «Finest Beer Selection» wird jährlich von der Doemens Akademie und dem Meininger Verlag ausgerichtet, zwei Experten mit mehrjähriger Erfahrung in der Analyse und Bewertung von Bieren sowie der Durchführung professioneller Bierverkostungen.
Im Unterschied zu üblichen Bier-Wettbewerben handelt es sich bei der «Finest Beer Selection» nicht um eine Kompetition, bei der je Kategorie verschiedene Biere mit anderen Bieren verglichen werden. Das Konzept versteht sich vielmehr als sensorische Exzellenzprüfung. Jedes Bier wird individuell aromatisch analysiert und auf Basis eines transparenten 100‐Punkte‐Schemas bewertet.