«Alle Kernmärkte betroffen» – Baukonjunktur führt bei der Zehnder Group zu starkem Umsatzeinbruch
Überall wird gebaut, hat man den Eindruck. Da sollten sich Unternehmen, die Heizungen und Lüftungen herstellen, eigentlich im Aufwind befinden – oder?
Dass der Eindruck täuschen kann, zeigt das Halbjahresergebnis 2024 der in Gränichen beheimateten Zehnder Group ungeschönt. Die Bautätigkeit hat global in dieser Zeit nämlich abgenommen, teilt das Unternehmen im Lagebericht mit: «Wirtschaftliche und politische Unsicherheiten sowie hohe Baukosten prägten erneut die Rahmenbedingungen in unseren wichtigsten Märkten.» Vor einem Jahr hätten die Umsätze deutlich von der Normalisierung in den Lieferketten und einer verbesserten Lieferfähigkeit profitiert.
Nun gings wieder runter, so das Unternehmen – die Neubauaktivitäten in Europa hätten im ersten Halbjahr 2024 einen neuen Tiefstand erreicht. Was einschenkt, weil Zehnder hier rund 80 Prozent des gesamten Umsatzes erwirtschaftet. Und nicht nur das: «Gleichzeitig hemmten politische und wirtschaftliche Unsicherheiten auch das Renovierungsgeschäft.»
Wird weniger gebaut oder renoviert, sinkt die Nachfrage nach neuen Heizkörpern und Lüftungen. Das zeigt sich in den Zahlen: Der Umsatz ging im ersten Halbjahr 2024 um 15 Prozent auf 344,7 Millionen Euro zurück. Nicht nur in Europa, schreibt das Unternehmen: «Alle Kernmärkte der Zehnder Group waren von Umsatzrückgängen betroffen.» Das operative Ergebnis (EBIT) der Gruppe lag bei 12,5 Millionen Euro und entsprach einer EBIT-Marge (Anteil des operativen Ergebnisses am Umsatz, 10 bis 15 Prozent gilt als gut) von 3,6 Prozent. Der Reingewinn schliesslich betrug 7,1 Millionen Euro – gegenüber 27,7 Millionen Euro im Vorjahr.
Die Firma hat das schlechte Ergebnis bereits im Mai angekündigt,gleichzeitig mit dem Verkauf des defizitären Geschäftsbereichs Climate Ceiling Solutions. Da hiess es, man erwarte einen «Umsatzrückgang im mittleren Zehnerprozentbereich». Das ganze Jahr werde aufgrund der Baukonjunktur anspruchsvoll.
Das Unternehmen schätzt die Prognosen für die kurzfristige Zukunft auch nicht gut ein: Man gehe davon aus, «dass es im Wohnbausegment kurzfristig keine wesentlichen Trendänderungen geben wird.» Nicht nur da: «Auch bei Renovierungsprojekten geht die Zehnder Group aufgrund einer niedrigeren Ausgabebereitschaft der Kundinnen und Kunden von keinem nennenswerten Aufschwung bis Ende 2024 aus.» Darum erwartet die Firma für das Gesamtgeschäftsjahr 2024 einen Umsatz zwischen 670 und 700 Millionen Euro – ein weiterer Rückgang gegenüber den 762 Millionen vom Vorjahr.