«Wir sind auf zusätzliche Einkünfte angewiesen»: Dieser Landwirt hat auf seinem Hof ein kleines Ferienparadies geschaffen
Der Aargau gehört zu den Top-5-Agrarkantonen der Schweiz. 43 Prozent der Fläche des Kantons sind landwirtschaftliche Nutzflächen. Sie werden von über 3000 Landwirtschaftsbetrieben bewirtschaftet – mit dem Ziel, einen bedeutenden Teil zur Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen. Es ist auch der Antrieb von Thomas Zimmermann aus Fisibach.
Der 41-Jährige führt den Familienbetrieb Steiacherhof im Zurzibieter Dorf. «Wir bewirtschaften 38 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche und 5 Hektar Wald», sagt Zimmermann. Schwerpunkt des Betriebes sind die rund 40 Milchkühe, die jährlich 330’000 Liter Milch produzieren. Abnehmer ist die Emmi-Group. Dazu unterhält Zimmermann eine Pferdepension, Ackerbau, Kalbermast und Waldbau.
Rahmenbedingungen für Landwirte werden immer schwieriger
Seit kurzem hat er sich zusammen mit seiner Partnerin Daniela Wüst ein zusätzliches und vielversprechendes Standbein aufgebaut. Er ist sozusagen unter die Hoteliers gegangen. Auf der Weide stehen zwei Bauwagen, die er in Handarbeit selber erstellt hat. Seine Motivation: «Für uns eine zusätzliche Einnahmequelle sowie den Menschen das Verständnis für die Landwirtschaft näherzubringen», sagt Thomas Zimmermann.
Er nennt das Thema beim Namen: «Damit ein Betrieb in dieser Grösse überleben kann, sind wir auf zusätzliche Einkünfte angewiesen und bräuchten weniger gesetzliche Auflagen.» Die Zahlen lügen nicht: Im Aargau sind seit dem Jahr 2000 über 1300 landwirtschaftliche Betriebe verschwunden.
Thomas Zimmermann bezeichnet sich selber als «Bauer aus Leidenschaft». Mit dem Kerngeschäft werde es aber zunehmend schwieriger, über die Runden zu kommen. Darum hat er zusammen mit seiner Partnerin aus der Not eine Tugend gemacht und setzt neu ergänzend auf Agrotourismus. Bereits seit vergangenen Herbst bietet das Paar ein Indoor-Raclette im Kuhstall an.
Expansion kein Thema: Es bleibt ein Nebenverdienst
Die ersten Erfahrungen mit dem Erlebnisurlaub auf dem Bauernhof seien durchwegs positiv, so Zimmermann. Die Buchungen laufen erfreulich gut. «Wir haben bis im September Reservationen», sagt er. Obwohl man mit Werbung bisher zurückhaltend gewesen sei. Bereits fanden Gäste aus dem Kanton Graubünden den Weg nach Fisibach.
Der grössere Wagen «Chalberhüttli» bietet Platz für fünf Personen, der kleinere «Mälcherhüttli» für zwei. Im Paket inbegriffen sind das Frühstück sowie eine Hofführung. Das Angebot auf dem Steiacherhof reiht sich in einen Trend ein, der sich inzwischen etabliert hat. Im vergangenen Jahr verzeichnete beispielsweise der Verein «Ferien auf dem Bauernhof» schweizweit über 40’000 Übernachtungen.
«Die Gäste können hier dem Alltagsstress entfliehen und die Ruhe geniessen, und sie erhalten einen Einblick, welche Arbeit hinter einem nachhaltigen Landwirtschaftsbetrieb steckt», sagt Thomas Zimmermann. Für ihn steht aber auch ausser Frage, dass das Angebot auf seinem Hof ein Nebenverdienst bleiben wird. Die Voraussetzungen für einen nichtlandwirtschaftlichen Nebenbetrieb sind vonseiten des Gesetzgebers klar festgelegt. Für Thomas Zimmermann heisst das, dass er maximal noch einen weiteren Bauwagen für Kurzurlaubsgäste aufstellen darf.
Apropos Urlaub: Für den Fisibacher Landwirt sind Ferien selbst nicht in Sicht. «Dafür haben wir keine Zeit. Jemand muss sich schliesslich um den Hof kümmern.»