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Keine Medaillen für die Mountainbike-Titanen, aber ein Versprechen des Nationaltrainers für die Zukunft

Mathias Flückiger (5.) und Nino Schurter (9.) verfehlten beim Olympiasieg von Thomas Pidcock das Podest. Nun steht im Schweizer Team ein Generationenwechsel an.

«Zu 98 Prozent.» Mathias Flückiger nannte emotionslos eine Zahl, um seine Zufriedenheit mit der eigenen Leistung zu beschreiben. Er empfand den fünften Platz im Olympiarennen nicht als Niederlage, seine Gefühlswelt im Ziel lag weit weg von Frustration.

Er habe sich nichts vorzuwerfen. Der 35-Jährige fuhr wie geplant aktiv, lag in der ersten halben Stunde zumeist an der Spitze und drückte auf das Tempo. «Vielleicht war es eine Spur zu offensiv, denn als Pidcock das erste Mal antrat, konnte ich nicht folgen.»

Womit wir bei den 2 Prozent Unzufriedenheit sind, die letztlich einen fünften Rang von einem Podestplatz trennten. Der Eindruck der vielen Stürze im Testrennen der Männer vor einem Jahr und der unzähligen Platten bei den Frauen am Vortag hätten bei ihm wohl etwas zu viel Respekt vor den technischen Passagen ausgelöst. «Ich denke, ich fuhr in diesen Abschnitten zu wenig aggressiv», sagte Flückiger.

Flückigers Blick in die ferne Zukunft

Kurz angebunden blieb der Silbermedaillengewinner von Tokio beim Thema Doping. Ob ihn die Erlebnisse der vergangenen zwei Jahre halt doch noch irgendwo gehemmt hätten, wurde Flückiger gefragt: «Mit den Dingen aus der Vergangenheit habe ich abgeschlossen, und ich will hier auch nicht über sie sprechen.» Eine erneute Olympiateilnahme in vier Jahren in Los Angeles bezeichnete er als «realistisch».

Doch gerade das Olympiarennen zeigte auf, dass der Zahn der Zeit auch vor den Titanen des Mountainbikesports nicht Halt macht. Nino Schurter verbeugte sich beim Überqueren der Ziellinie und legte die Hand aufs Herz. Die Geste des 38-Jährigen symbolisierte den Abschied von Olympia.

Er sei extrem dankbar für alles, was er bei seinen fünf Teilnahmen erlebt habe. Der neunte Rang zum Abschluss machte ihn hingegen nicht glücklich. «Ich habe es mir anders vorgestellt, bin mit dem Gefühl ins Rennen gestiegen, es sei nochmals alles möglich.»

Nino Schurter findet den Flow nicht

Unterwegs habe er allerdings nie in den Flow gefunden. Vielleicht lag es am Kurs, der nicht auf ihn zugeschnitten war. Vielleicht war es auch eine Kombination von Strecke und Alter. Auch Nino Schurter stellte fest: «Je älter ich bin, umso mehr braucht es einen perfekten Tag, um vorne mitzufahren.» Diesen hat er in Paris nicht gefunden.

Der zehnfache Weltmeister und Rekord-Weltcupsieger liess die Antwort offen, ob er am Ende dieser Saison zurücktreten wird. Eine schwierige Entscheidung auch für den Bündner, denn 2025 findet in Crans-Montana eine Heim-Weltmeisterschaft statt.

Trotz des unklaren (Schurter) oder etwas gar optimistischen (Flückiger) Blicks in die Zukunft darf man das Olympiarennen in Paris im Schweizer Team als Generationenwechsel bezeichnen. In der erst 28-jährigen olympischen Geschichte der Sportart bleibt die Schweiz erst zum zweiten Mal ohne Medaille.

2004 verabschiedete sich die erste Erfolgsgeneration rund um den damals 34-jährigen Thomas Frischknecht ohne Happy End. Vier Jahre später in Peking stand dann der damals 22-jährige Nino Schurter erstmals auf dem Podest. Und 16 Jahre später macht Nationaltrainer Beat Müller eine Ansage: «Auch die nächste Generation Schweizer Mountainbiker wird in vier Jahren um die Medaillen mitfahren».

Der riskante Angriff im letzten Waldstück

Der Kampf um den Olympiasieg verlief dramatisch. Als Titelverteidiger Thomas Pidcock nach zwei Runden erstmals attackierte, konnte einzig Lokalmatador Victor Koretzky folgen. Dieser sah sich nach einem Platten des britischen Alleskönners auf einmal ganz allein an der Spitze. Aber bemerkenswert, wie ruhig und perfekt im Timing Pidcock die Aufholjagd anging. Zu Beginn der Schlussrunde war er wieder am Franzosen dran.

Dieser versuchte zweimal, seinen Kontrahenten mit Attacken abzuschütteln, aber jedes Mal kämpfte sich Pidcock wieder heran, bevor er dann im letzten Waldstück vor dem Ziel seinerseits mit einem gewagten Angriff die Entscheidung herbeiführte. Die beiden Bikes berührten sich bei diesem riskanten Überholmanöver, und bei Koretzky öffnete sich dadurch der Schuh. Damit war die Entscheidung gefallen.

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