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Trotz Geburtenüberschuss altert die Bevölkerung

Immer weniger Menschen sterben im Kanton Luzern vor dem 80. Altersjahr – Frauen bekommen auch weniger Kinder.

Für jede Gesellschaft ist es prägend, wie viele Menschen in ihr geboren werden und wie viele im gleichen Zeitraum sterben. Geburten und Todesfälle beeinflussen nicht nur die Grösse und Struktur der Bevölkerung, sondern sind auch entscheidend für die Planung und Entwicklung von Ressourcen, Infrastrukturen und Dienstleistungen.

Im Kanton Luzern wurde in den vergangenen Jahren durchgehend ein Geburtenüberschuss registriert – das heisst, dass es innerhalb eines Jahres kantonsweit jeweils mehr Lebendgeburten als Todesfälle gab. Im Jahr 2023 betrug dieser Überschuss 764 Personen, wie Lustat Luzern Statistik am Dienstag mitteilte.

Demnach wurden 2023 wurden im Kanton Luzern 4’094 Kinder lebend geboren. Dies entspricht nahezu dem Geburtenniveau von 2022 ( plus 0,3 Prozent). Zuvor folgten die Geburtenzahlen in den 1990er bis in die frühen 2000er-Jahre einem rückläufigen Trend. Seit 2005 steigt die Geburtenzahl tendenziell wieder an, was aber laut Lustat hauptsächlich auf das Bevölkerungswachstum und nicht auf eine höhere Geburtenziffer zurückzuführen ist.

Babyboomer bewirkten Geburtenanstieg

Im langfristigen Verlauf führen starke Geburtenjahrgänge im zeitlichen Abstand von einer Generation zu einem erneuten Anstieg der Geburtenzahlen. Das geschieht nicht, weil die Frauen im gebärfähigen Alter mehr Kinder bekommen würden, sondern weil ihre Gruppe in der Gesellschaft stärker vertreten ist. Diese wellenförmige Entwicklung – auch Echoeffekt genannt – zeigt sich in den Zahlen: So folgte auf den Babyboom zwischen 1950 bis 1965 zeitversetzt zwischen 1975 bis 1990 eine Zunahme der Geburtenzahlen. Seit 1999 hat sie sich bei etwa 10 Geburten pro 1’000 Einwohnerinnen stabilisiert.

Unabhängig vom Echoeffekt bekommen Frauen heute tendenziell weniger Kinder als noch 1981. Die zusammengefasste Geburtenziffer im Kanton Luzern lag 1981 bei 1,76 und 2022 bei 1,39. Um die heutige Elterngeneration zu erhalten, müsste ein Wert von 2,1 erreicht werden. 

Die Frauen im Kanton Luzern bekommen nicht nur weniger Kinder als früher, sondern die Paare verschieben auch den Zeitpunkt der Familiengründung. Dies zeigt sich im Anstieg des Durchschnittsalters der Frauen bei der Geburt ihrer Kinder, das im Jahr 2022 bei 32,2 Jahren lag – vier Jahre höher als 1981. Gestiegene Ausbildungsdauern, spätere Eintritte ins Berufsleben und Veränderungen der Lebens- und Verhaltensweisen können diesen Anstieg erklären. Die spätere Familiengründung widerspiegelt sich auch in der Altersverteilung der Mütter: War 1981 noch gut jede vierte gebärende Luzernerin jünger als 25 Jahre, ist es inzwischen weniger als jede zwanzigste.

Immer weniger Menschen sterben vor dem 80. Lebensjahr

Im Kanton Luzern wurden im Jahr 2023 insgesamt 3’330 Todesfälle registriert. Das entspricht einem Rückgang von 204 Todesfällen oder 5,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr und bringt die Zahl nach einem Anstieg im Jahr 2022 wieder auf das Niveau der Jahre 2020 und 2021 zurück. Längerfristig betrachtet steigen seit 2017 die Todesfälle tendenziell an.

Die Altersstruktur der Menschen zum Zeitpunkt ihres Todes hat sich in den letzten Jahrzehnten erheblich verändert. Waren 1981 von allen Todesfällen 22,2 Prozent im Alter unter 65 Jahren, ist dieser Anteil inzwischen nur noch halb so gross. Ebenfalls gesunken ist der Anteil bei den 65- bis 79-Jährigen – von 42,6 auf 24,5 Prozent. Hingegen ist der Anteil der verstorbenen 80-Jährigen und Älteren an allen Todesfällen deutlich gestiegen (von 35,2 auf 64,4 Prozent). Zwei Drittel der 2023 verstorbenen Luzerner waren also 80 Jahre alt oder älter.

Lebenserwartung von Frauen und Männern nähern sich an

Betrachtet man das Sterbealter nach Geschlecht, so waren bei den 2023 verstorbenen Frauen (73,2 Prozent) fast drei Viertel 80 Jahre oder älter, während dieser Anteil bei den Männern etwas über der Hälfte lag (55,3 Prozent). Die geschlechtsspezifischen Unterschiede sind Ausdruck der höheren Lebenserwartung der Frauen. Sie führt dazu, dass Frauen in den höheren Altersgruppen derzeit deutlich zahlreicher vertreten sind als Männer.

Die durchschnittliche Lebenserwartung bei Geburt beschreibt die Anzahl der Jahre, die eine Person voraussichtlich leben wird. Im Jahr 2022 betrug sie im Kanton Luzern für Männer 81,5 Jahre und für Frauen 85,5 Jahre. Seit 1981 ist die Lebenserwartung der Männer um 9,6 Jahre gestiegen, während jene der Frauen um 6,3 Jahre zugenommen hat. Der Unterschied zwischen den Geschlechtern hat sich also verringert. Insgesamt hat sich in jüngster Zeit das Wachstum der Lebenserwartung verlangsamt oder war gar leicht rückläufig.