Nun spricht er also doch: Der verurteilte Vergewaltiger van de Velde weint – und stellt sein Karriereende in Aussicht
Fast 140’000 Menschen forderten vor den Olympischen Spielen in einer Online-Petition, dass der niederländische Beachvolleyballer Steven van de Velde in Paris nicht teilnehmen darf. Er ist vor in Englandwegen der Vergewaltigung einer 12-Jährigen verurteilt worden, hat inzwischen seine Haftstrafe aber abgesessen und darf seither wieder an Volleyballturnieren teilnehmen.
In Paris wurde der Niederländer mit seinem Partner Matthew Immers jeweils vom Publikum gnadenlos ausgebuht. Schliesslich schied das Duo in der Runde der letzten 16 aus. Während den Spielen schwieg van der Velde eisern, erst jetzt spricht er im niederländischen TV-Sender NOS erstmals.
«Es ist zehn Jahre her, ich bin ein anderer Mensch»
Er zeigt sich verletzt vom starken Gegenwind, den er erhielt und der ständigen Kritik an seiner Person. In der Sendung weint er und sagt: «Es ist definitiv nicht wenig, was auf einen einprasselt. Ich finde es schade. Es ist zehn Jahre her, ich habe über hundert Turniere gespielt.»
Inzwischen sei er ein anderer Mensch als damals mit 19, als er nach England flog um ein Mädchen zu treffen, das zunächst vorgab 16 zu sein – schliesslich aber nur 12 Jahre alt war und es dennoch zum Geschlechtsverkehr gekommen war. Inzwischen ist van de Velde Vater und mit der deutschen Beachvolleyballerin Kim Behrens verheiratet – die sogar Polizistin ist. Steven van de Velde sagt: «Ich bin nicht mehr der Mensch, der ich vor 10 Jahren war.»
Er könne einen Teil der Kritik jedoch nachvollziehen, sagt van de Velde. «Ich verstehe, dass es ein Problem ist: Sollte jemand mit einer solchen Vergangenheit auf einem solchen Podium stehen dürfen? Das ist eine berechtigte Frage.» Jedoch könne er jetzt nicht mehr ändern, was damals passiert sei. «Man kann mich für immer für das verantwortlich machen, was passiert ist. Ich weiss, dass das den Rest meines Lebens eine Rolle spielen wird. Das muss ich akzeptieren, denn ich habe einen Fehler gemacht.»
«Die Unruhe hatte Auswirkungen»
Um für Ruhe zu sorgen, wohnte er während den Spielen in Paris ausserhalb des Olympischen Dorfs. «Ich wollte Frieden für mich und die Athleten schaffen». Dennoch hätten ihn die ganzen Unruhen während den Spielen sehr beschäftigt. Dies habe sich auch in der sportlichen Leistung gezeigt: «Wenn ich daran denke, wie sehr ich mit Nebensächlichkeiten beschäftigt war. Das hatte Auswirkungen.»
Noch sei er im Verarbeitungsprozess von den Erlebnissen an den Olympischen Spielen. Die Kritik an seiner Person sei so heftig gewesen, dass er für sich zum Schluss gekommen sei: «Es ist es nicht wert.» Auch für seine Familie und seinen Spielpartner. Danach gefragt, ob es Konsequenzen habe, wenn die Diskussion nicht aufhöre, sagt van de Velde: «Ja, definitiv». Gut möglich also, dass die fast 140’000 Menschen doch noch bekommen, was sie wollen: Dass der verurteilte Vergewaltiger Steven van de Velde nicht mehr Beachvolleyball spielt.