Waren Sie noch nie in Aarau und haben zwei Stunden Zeit? Das müssen Sie gesehen haben!
Sie haben einen spontanen Ausflug nach Aarau unternommen? Sie sind gekommen, um sich «Blumen für die Kunst» anzuschauen, ein Konzert in der Alten Reithalle zu geniessen, an einem Kongress teilzunehmen oder an einer der vielen Sportveranstaltungen? Sie wollen noch etwas von der Stadt sehen, wissen aber nicht so recht, was und wo?
Das Team der Lokalredaktion Aarau hat Ihnen Tipps zusammengestellt – mit den Orten, die wir unseren Besucherinnen und Gästen zeigen, wenn sie zum ersten Mal in Aarau sind. Fast alle sind zu Fuss gut erreichbar, zu jeder Tages- und Nachtzeit besuchbar und befinden sich in der Innenstadt. Für einen ersten Überblick fangen Sie mit diesem Video an:
Altstadt
Das Schönste in Aarau ist natürlichdie Altstadt. Sie finden hier am Anfang der Rathausgasse denOberturm, mit 62 Metern höchster mittelalterlicher Stadtturm der Schweiz. Wir nennen ihn übrigens bewusst Oberturm und nicht Obertorturm,obschon die korrekte Bezeichnung sehr umstritten ist. Am Ende der Rathausgasse befindet sich – wenig überraschend – das städtische Rathaus. Von hier ausrief Senatspräsident Peter Ochs am 12. April 1798 die Helvetische Republik aus. Danach war Aarau für rund ein halbes Jahr Landeshauptstadt.
Laufen Sie vom Oberturm in südliche Richtung durch die Vordere Vorstadt, gehen Sie direkt auf das Regierungsgebäude zu, den Sitz der Aargauer Kantonsregierung. Speziell: Das Gebäude war bis zu seinem Umbau ab 1811 ein Gasthaus, der «Löwen». Direkt daneben findet sich dasAargauer Kunsthausmit dem von den Basler Stararchitekten Herzog & de Meuron gestalteten Foyer.
Blicken Sie in der Altstadt unbedingt nach oben: Diebemalten Giebel sind Aaraus Wahrzeichen. Es wäre schade, wenn Sie nur in den grossen Hauptgassen bleiben würden: Die ruhige Milchgasse und die Golattenmattgasse sind ebenfalls erlebenswert, und wenn Sie zum Kirchplatz kommen, können Sie sowohl einen Blick in die reformierte Stadtkirche werfen als auch auf das Kernkraftwerk Gösgen – kein schönes, aber für Nichtaargauer immerhin ein ungewohntes Objekt.
Ein Schmuckstück mit besonderer Geschichte ist die Halde,das einstige Armenviertel der Altstadt. Hier lohnt es sich, vom Zollrain her zu kommen, die Ansicht ist schöner, und hier ist auch ein prima Instagram-Hotspot.
Auf dem Färberplatz befindet sich die preisgekrönteMarkthalle. Einst war sie eher gehasst als geliebt, jetzt endlich tragen die Bemühungen der Stadt, die Halle samt Vorplätzen neu zu beleben, erste Früchte. Was man darin findet? Glückssache. Manchmal einen Outletverkauf, manchmal ein Street-Food-Festival, manchmal eine Spielwiese oder etwas ganz anderes.
Laurenzenvorstadt
Aaraus Repräsentationsstrasse und architektonisches Überbleibsel der Hauptstadtzeit: Hier plante der elsässische Architekt Johann Daniel Osterrieth das Regierungsviertel, die Häuser entlang der «Laurenzi» sollten den Regierungsbeamten als Wohnraum dienen. Als Luzern nach knapp sechs Monaten Aarau als Hauptstadt der Helvetik ablöste, wurden dieOsterrieth-Pläne hinfällig und die Wohnhäuser mit Ach und Krach fertiggestellt. Seit 1845 befindet sich an der Laurenzenvorstadt die Kaserne, 2009 wurde das Schützendenkmal von 1924 vom Bahnhofplatz hierher versetzt.
Schlossplatz
Neben demKultur- und Kongresshausfinden Sie am Schlossplatz auch dasStadtmuseum. Wenn es offen ist:Ein Besuch lohnt sich!Aber auch bei geschlossenen Türen ist das Museum alleine aufgrund der Architektur sehenswert. Erstens wegen des Burgturms, dessen Ursprung auf das 13. Jahrhundert zurückgeht. Ebenso spektakulär ist der Anbau aus dem Jahr 2015 – wegen seiner Fassade.
Die Geschichte dahinter: Als die Museumserweiterung gebaut wurde, musste ihr ein 150 Jahre alter Mammutbaum weichen, der den Aarauern sehr am Herzen lag. Aus seinem Holz wurden Bretter gesägt. In diese arbeitete Künstler Josef Felix Müller mit der Motorsäge 134 lebensgrosse Reliefs von Menschen hinein (dem Vernehmen nach kann man stadtbekannte Personen darin erkennen). Aus den Holzreliefs wurden Matrizen als Grundlage für den Betonguss.
Auf der östlichen Seite des Schlossplatzes sehen Sie ein mit viel Grün bewachsenes Haus mit einem goldenen Ring an der Seite. Das ist eine restaurierte Remise aus dem 19. Jahrhundert. Viel spannender ist aber das klassizistische Gebäude dahinter, das Haus zum Schlossgarten: Das heutige«Forum Schlossplatz»war Sitz der Zentralregierung der Helvetischen Republik und somitdas erste «Bundeshaus» der Schweiz(wobei diese damals ja eben kein «Bund» war).
Wenn Sie mögen, gehen Sie rechts um das Stadtmuseum herum – dann kommen Sie zur Schlossmühle mit ihrem Vier-Meter-Wasserrad. Wobei: Die Schlossmühle istkeine Mühle mit Tradition, sondern eine Rekonstruktion von 1976. Alt sind einzig Mühlrad und Inventar; beides stammt von der Mühle Bözen im Fricktal und wurde den Aarauern geschenkt. Heute ist die Mühle das Daheim einerGewürzmüllerei. Von der Schlossmühle aus gelangen Sie auch bequem zum Aareufer.
Pont Neuf/Kettenbrücke
Das Ding war teuer, das müssen wir herzeigen:Für rund 40 Millionen Franken wurde die alte Kettenbrücke durch einen Neubau mit dem Projektnamen «Pont Neuf» ersetzt. Am schönsten ist ihr Anblick vom Spazierweg entlang des Ufers aus. Die geschwungenen Formen sind faszinierend, und um den leicht gelblichen Farbton (angelehnt an den Jurakalk) zu erreichen, mussten die Erbauer lange am Beton herumtüfteln. Der Name «Kettenbrücke» übrigens ist ein Relikt aus längst vergangenen Tagen: Dieechte Kettenbrücke wurde bereits 1949 abgerissen.
Bahnhofareal
Im Bahnhof liegt etwas versteckt im Untergeschoss, zwischen den Eingängen der Apotheke: der Zugang zu denMeyerschen Stollen.Dieses einzigartige Stollensystemist allerdings nur zweimal im Monat regulär zur Besichtigung geöffnet. Im selben langen Bahnhofsgang (über den Bäumen) sehen Sie Ventilatoren an der Decke. Das isteine Kunstinstallation von Roman Signer und kostete ein Vermögen. Die Ventilatoren bewegen sich, wenn ein Zug durch den Bahnhof fährt, deshalb heisst das Kunstwerk auch «Durchzug».
Die blaue «Wolke» über den Bushaltestellen am Bahnhof ist hochumstritten, weil sie zwar interessant aussieht, die Perrons aber nur unzureichend trocken hält. Es handelt sich um ein Luftkissendach, das zumindest bei der Erstellung vor rund zehn Jahren als grösstes Einkammer-Folienkissen galt (mit einem Volumen von 1810 Kubikmetern).
Auf dem Bahnhofplatz finden Sie auch das Hotel Aarauerhof, das man heute wohl nicht mehr als Schönheit bezeichnen würde – es wurde allerdings von Stararchitekt Justus Dahinden geplant. Zudem prangt am Bahnhofgebäude die mit einem Durchmesser von neun Metern zweitgrösste Bahnhofsuhr Europas(für die grösste müssen Sie nach Cergy bei Paris).
Auf der anderen Seite der Bahnhofstrasse sehen Sie die Hauptpost, daneben das sehr sehenswerteNaturmuseum Naturama. Neben dem Naturama beginnt der Kanti-Park, in dem sich unter anderem die Alte Kantonsschule befindet: Hier machteAlbert Einstein seine Matur – und verliebte sich offenbar heftig in die Tochter der Familie Winteler, bei der der damals 16-Jährige wohnen durfte.
Wenn Sie etwas mehr Zeit haben
Spaziergang eins:Queren Sie die Kettenbrücke zu Fuss oder nehmen Sie den Bus bis «Aarau, Aarepark». Via Weinbergstrasse und Hungerbergstrasse steigen Sie hoch biszum «Alpenzeiger»(etwa 100 Höhenmeter mit vielen Treppenstufen). Von hier aus haben Sie den besten Blick auf die Stadt und die Agglomeration – samt Grill- und Picknickplatz.
Spaziergang zwei:Nehmen Sie den Bus nach «Aarau, Roggenhausen». Nach etwa 20 Minuten Fussweg können Sie im – auf Aargauer und Solothurner Gebiet gelegenen –Wildpark Roggenhausengratis allerhand Vierbeiner kennenlernen: Steinböcke, Minipigs, Wildsauen, Hirsche, Pfauen, Murmeli … Wenn Sie mögen, verlassen Sie den Wildpark am anderen Ende und spazieren Sie via Roggenhausenweg zuerst nach Süden, dann über den «Steiweg» und den «Köllikerweg» durch den Wald zurück in Richtung Stadt. Vonder «Echolinde» aushat man ebenfalls einen guten Blick, und auf dem Rückweg kommen Sie durch das wunderschöne Gartenstadtquartier Zelgli.
Wenn Sie einen ruhigen Platz im Zentrum suchen
… gehen Siein den Rathausgarten(den Park, nicht das Restaurant), ans südliche Aareufer, aufsVogel-Inseli beim Kraftwerk(heisst so wegen der Voliere) oder auf denFriedhof Rosengarten. Sollten Sie dieSRF-Erfolgsserie «Bestatter» mit Mike Müllergeschaut haben, könnte Ihnen hier – wie sowieso in der ganzen Stadt – der eine oder andere Anblick bekannt vorkommen.
Wenn Sie etwas essen und trinken wollen
Die meisten Bars und Restaurants finden Sie in und um die Altstadt – da haben Sie die Qual der Wahl. Etwas peripher gelegene, aber sehr empfehlenswerte Restaurants sind das «Schützenhaus» im Scheibenschachen, der «Schützen» im Schachen, das «Ox» in der Aeschbachhalle oder das «Core Mio» beim Rathausgarten. Im Sommer gibt es am Aareufer ausserdem das «Summertime» (bis September) und die «Schwanbar» für einen Drink (2024 bis 22. August in Betrieb). Vegetarier und Veganer werden im «Max-Moriz» und im«Einstein by Tibits»glücklich. Alle sind ab dem Bahnhof in 20 Gehminuten erreichbar.
Die umfassendsten Informationen hält dasTourismusbüro Aarau Info an der Metzgergasse 2für Sie bereit. Dort gibt es auch Mitbringsel aus der Region zu kaufen.