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Irrer Tiktok-Trend: Darum werben bereits Mädchen auf Social Media für Anti-Aging-Mittel – Ärzte sind alarmiert

In sozialen Medien sind sie ein Hit: Videos von Mädchen und jungen Frauen, die sich allerlei Hautcremes und Masken ins Gesicht streichen. Besonders absurd: Sogar Anti-Aging-Mittel werden beworben. Ärzte reagieren besorgt und geben den Teenies einen ganz simplen Tipp.

Sie sind teilweise noch nicht einmal zehn Jahre alt. Und dennoch streichen sich diese Mädchen bereits allerlei Cremen ins Gesicht oder tragen sich sogar regelmässig Masken zur Hautpflege auf.

Auf einmal sei im Kinderhaushalt dann von «Beauty-Routine» oder «Skin-Care» die Rede. Oder es stünden überall Tiegel, Crèmes oder Serum-Fläschen herum, erzählt der Redaktor in der Sendung«Espresso» von Radio SRF. Für diesen Trend auf Social Media gibt es bereits einen Namen: «Beauty-Kids» oder «Sefora-Girls» werden diese Kinder und jungen Frauen genannt. Sefora ist der Name eines Herstellers von Schönheitsprodukten.

Wer sich alles Mögliche ins Gesicht schmiert, belastet allerdings nicht nur sein Portemonnaie. Und das ist bei Kindern und Jugendlichen in der Regel ohnehin schon begrenzt. Wie Thomas Kündig, Direktor der dermatologischen Klinik am Universitätsspital Zürich zu SRF sagt, schaden «Beauty-Kids» ihrer Haut mehr, als sie ihr nützen. «Kosmetika können zum Teil die Haut austrocknen oder Reizungen und Allergien auslösen», sagt der Haut-Experte. «Zu fettige Kosmetika können Akne bewirken.»

Sonnencreme statt Anti-Aging-Mittelchen

Menschen in diesem jungen Alter müssten ihre Haut ohnehin noch nicht verjüngen, erklärt Thomas Kündig. Und wenn sie der Alterung vorbeugen wollten, gebe es ein ganz einfaches Mittel: «Dagegen hilft Sonnencreme am besten – und aufs Rauchen zu verzichten.» Für die Hautalterung ist vornehmlich die UV-Belastung durch Sonnenlicht verantwortlich.

Für die Sendung «A Bon Entendeur» hat das Westschweizer Radio und Fernsehen (RTS) zwei neun- und zehnjährige Mädchen auf Testkauf geschickt.Nur in einem Fall wurden die Kinder vom Verkaufspersonal darauf hingewiesen, Anti-Aging-Produkte seien für sie ungeeignet.Auch wenn rechtlich nichts daran falsch ist: Bei den restlichen Testkäufen des welschen «Kassensturz» haben die Kinder alle fraglichen Produkte für Erwachsene erhalten.


Screenshot: RTS

Zuerst müsse man «die Haut reinigen», dann «eine Lotion auftragen» und schliesslich eine Maske, erzählt die zwölfjährige Charlotte. Und das ohne mit der Wimper zu zucken, als wäre es das Natürlichste der Welt im Alltag eines heutigen Kindes. Kolleginnen würden dabei noch mehr für ihre Haut unternehmen, gibt das Mädchen zu Protokoll.

Charlotte weiss von Freunden oder aus Beiträgen in den sozialen Medien, wie das mit der Hautpflege geht. Auf Nachfrage erklärt sie, sich inzwischen zweimal täglich um das Wohlergehen ihrer Haut zu kümmern.


Screenshot: RTS

Schliesslich will RTS von Charlotte wissen, was denn ihre Mutter von ihrem Gesundheitswahn halte. «Krank», finde ihn diese, sagt das Mädchen. Denn all die Cremen und Masken würden an ihrer jungen Haut nichts ändern.

Doch der Druck der sozialen Medien ist offenbar gross genug, dass immer mehr Kinder ihrer Haut mit Erwachsenen-Mittelchen nachhelfen. Und das ist ganz im Sinn der Branche. Laut «Espresso» bewirbt die Kosmetikbranche ihre Produkte denn auch «gezielt» unter den «Beauty-Kids». Entsprechend poppig seien auch die Verpackungen gestaltet, und zwar «wie Süssigkeiten».