Nach Konkurs von Hair & Skin: Steigende Nachfrage bei Aargauer Firma Skinmed
Das Obergericht Zürich hat am Dienstag den Konkurs über Hair & Skin eröffnet.Die Behandlungen und Beratungen in den Kliniken mussten per sofort eingestellt werden.Davon ist auf der Website von Hair & Skin aber nichts zu sehen. Bei allen 14 Filialen steht, dass sie geöffnet sind. Nichts weist auf einen Konkurs und die aktuellen Vorkommnisse hin.
Die Gründe für die Pleite von Hair & Skin sind noch nicht bekannt. Wie«20 Minuten»schreibt, soll der Grund eine Überschuldung in einer Höhe von 13 Millionen Franken gewesen sein.
Aargauer Firma Skinmed spürt den Konkurs
Den Konkurs spürt Skinmed, die Firma des Aarauer Dermatologen Felix Bertram, bereits: «Im Schönheitssegment stellen wir in den letzten Tagen eine hohe Nachfrage nach Haartransplantationen fest, was eng mit dem Konkurs von Hair & Skin zusammenhängt», sagt er auf Anfrage der Aarauer Zeitung.
Bertram betreibt in Aarau, Lenzburg, Olten und Zürich Praxen. Die Firma existiert seit 17 Jahren. «Skinmed ist langsam gewachsen, und wir hatten nie Investoren involviert», so Bertram. 70 Prozent der Kunden haben ein dermatologisches Problem, ein Ekzem, Allergien, Hautkrebs. Diese Dienstleistungen werden dann auch über die Krankenkasse abgerechnet. Nur 30 Prozent macht das Schönheitssegment aus, diese Eingriffe müssen die Kunden selber zahlen. In seinem Team hat Felix Bertram viele Fachärzte und ausgebildetes Personal.
Genau dort sieht er einen ersten Punkt für das Scheitern von Hair & Skin: Die Firma habe innert kurzer Zeit expandiert, 19 Standorte eröffnet. «Wo sollen denn die Ärzte und das qualifizierte Personal herkommen? Wer will diese Leute denn in so kurzer Zeit qualitativ schulen? Und welcher Arzt will sich nach einer so langen Ausbildung darauf beschränken, einfach Eigenblut in die Kopfhaut zu injizieren?»
Hair & Skin habe sich vor allem auf Haartransplantationen und Eigenbluttherapien spezialisiert. «Es braucht aber oft Kombinationsbehandlungen, um dem Patienten und seinen Bedürfnissen gerecht zu werden. Und es braucht medizinisch geschultes Personal, das die ganze Bandbreite der Behandlungen versteht und beherrscht.»
Wer Budgetangebote will, geht in die Türkei
Bertram sagt, er wolle nicht zu denjenigen gehören, die jetzt am Ende alles besser gewusst haben. «Ein Konkurs ist für alle Betroffenen eine furchtbare Sache, und so etwas wünsche ich niemandem. Mir tut es leid für die Mitarbeiter, die Kundschaft, aber auch für die Investoren und Gründer.»
Doch er ergänzt: «Die Schweiz ist kein Land für <medical retail> in dieser Form und auch kein Land für Budgetangebote, speziell nicht im hochqualitativen Dienstleistungssegment. Und das ist meines Erachtens auch gut so, denn Budget bedeutet immer, dass irgendwo gespart wird und das meistens an der Qualität.» Kunden, die sich Haare transplantieren und die Schweizer Preise nicht zahlen wollen, würden in die Türkei gehen.
Wer sich für eine Behandlung in der Schweiz entscheide, tue dies bewusst, weil ihm oder ihr die Qualität und Sicherheit wichtig seien. «Natürliche Schönheit ist für uns oberstes Gebot und wird von unseren Patienten ausserordentlich geschätzt.»
Bertram will keine Standorte von Hair & Skin übernehmen
Erst im letzten Jahr hat Skinmed den Standort in Zürich eröffnet. Mit dem Konkurs von Hair & Skin werden 14 Standorte, unter anderem in Baden, frei. Will Bertram weiter expandieren? «Wir sind nicht daran interessiert, «Hair & Skin»-Standorte zu übernehmen. Da es Skinmed aber sehr gut geht und wir uns über viele qualifizierte Bewerbungen freuen, ist es durchaus denkbar, dass wir nochmals expandieren.»