Ganz links und ganz rechts: Aargauer Frauen wollen Müri und Bircher im Regierungsrat
Am 20. Oktober werden im Aargau der Grosse Rat und der Regierungsrat neu gewählt. «In der neuen Regierung und im neuen Parlament soll künftig ein möglichst breites Spektrum von Frauenmeinungen und gesellschaftlicher Vielfalt vertreten sein», schreiben dazu die Aargauer Frauenorganisationen am Donnerstag in einer Medienmitteilung. Sie fordern, dass im Regierungsrat künftig mindestens zwei Frauen vertreten sind «und Gleichstellungsanliegen eine Stimme haben».
Die Wahlempfehlung der Aargauer Frauenorganisationen ist speziell: Martina Bircher (SVP) und Ruth Müri (Grüne), zwei Kandidatinnen von gegenteiligen Polen im Parteienspektrum, sollen auf den Wahlzettel. «Wir wollen Frauenförderung in der ganzen Breite und eine Zusammenarbeit über alle Parteien hinweg», erklärt Gertrud Häseli, die Präsidentin der Frauenzentrale Aargau. Gleichstellungsanliegen seien in allen Parteien aktuell, zudem würde jede Frau mehr Diversität in den Regierungsrat bringen, unabhängig von der Parteizugehörigkeit.
Seit 2019 keine Frau mehr in der Regierung
Seit dem Rücktritt von Franziska Roth (SVP) im Juli 2019 ist der Aargauer Regierungsrat ein reines Männergremium. Bei der Ersatzwahl für Roth im Oktober 2019 schaffte Jean-Pierre Gallati (SVP) den Sprung in die Regierung. Ein Jahr später erbte Dieter Egli (SP) den Regierungsratssitz von seinem Parteikollegen Urs Hoffmann, der nicht wieder antrat. Allerdings erreichte damals die heutige Zofinger Stadtpräsidentin Christiane Guyer (Grüne) ebenfalls das absolute Mehr. Für die Wahl fehlten ihr auf Egli aber über 9000 Stimmen.
Die Aargauer Frauenorganisationen unterstützten vor vier Jahren Christiane Guyer, nicht aber die drei Kandidatinnen der Juso oder LOVB-Kandidatin Theres Schöni. Sie wollten die Kräfte bündeln und deshalb nur die ihrer Ansicht nach chancenreichste Kandidatin unterstützen. «Alle anderen Zeilen leer lassen, wodurch das absolute Mehr tief gehalten wird», forderte Frauenaargau damals die Aargauerinnen auf.
Frauen als die siebte Partei
Bei den diesjährigen Wahlen ist das Vorgehen anders, das Kandidatinnenfeld allerdings auch, haben doch sowohl Ruth Müri als auch Martina Bircher Chancen auf eine Wahl. Ausser ihnen kandidieren auch in diesem Jahr drei Juso-Kandidatinnen, sowie Theres Schöni mit ihrer Gruppierung LOVB. Ihre Erfolgsaussichten sind klein.
Es gebe durchaus viele Wählende, die nur Frauen und keine Männer auf den Wahlzettel schrieben, sagt Gertrud Häseli, selber Grünen-Grossrätin. Gleichzeitig SVP und Grüne zu wählen, sei in der Frauenförderung kein Widerspruch: «Wir Frauen sind für manche die siebte Partei.»