Die europäischen Medien und die Wahlen in den USA
Schon seit Monaten befassen sich die europäischen Medien aller Art mit den Wahlen in den USA von Anfang November, so wie dies früher – verständlicherweise – nur von den US-Medien während längerer Zeit im Voraus gemacht wurde. Seit dem Rückzug von Joe Biden aus dem Rennen der Präsidentschaft seitens der Demokraten können wir nun bereits seit Wochen eine dauernd lächelnde Kamala Harris sehen, die auf der einen Seite den amtierenden Präsidenten verbal in unrealistisch historische Sphären hievt und parallel dazu unterstreicht, was unter ihrer Regierung besser gemacht werde. Da ist es legitim, wenn man sich fragt, warum sie dies nicht bereits in den mehr als drei Jahren als Vize in die Wege geleitet hat. Bis zum Rückzug von Biden wurde Harris medial kaum wahrgenommen und genauso wenig auch ihr Leistungsausweis als Vizepräsidentin.
Teile der europäischen Journalisten und Moderatorinnen von seichten Fernsehsendungen sprechen nur noch im Indikativ von der Kandidatin als Präsidentin, als wäre Harris bereits gewählt. So funktionieren die USA aber nicht.
Die Kandidatin der Demokraten ist vor allem im Westen der USA als hart agierende Staatsanwältin bekannt. Seit dem Konvent der Demokraten dürfte sie auch etwas an Bekanntheit im mittleren Westen und im Süden dazugewonnen haben, was aber nicht bedeutet, dass ihr Gegenkandidat gleich abgeschrieben ist, denn die Amerikaner entscheiden anders als wir Europäer. Jobs und weniger Steuern sowie niedrige Energiepreise sind ihnen sehr wichtig. Wer dies glaubhaft vermitteln kann, hat die besseren Chancen. Die Republikaner haben aus ihren Fehlern bei den letzten Wahlen gelernt und die Stammwähler dieser Partei sind treue Anhänger.
Vor einigen Tagen wurde in der SRF-Arena über diese Wahl mit vier Personen in unterschiedlichen Funktionen diskutiert. Aber egal mit wie viel Aufwand und Zeit hier in Europa über diese Wahl im Vorfeld diskutiert wird, schlussendlich werden nur die Amerikanerinnen und Amerikaner entscheiden und weder die europäischen Medien noch das Wunschdenken unserer Politikerinnen können das Ergebnis beeinflussen, so wie uns die vorletzte US-Präsidentenwahl eindrücklich gezeigt hat.
Joseph Herzog, Brittnau