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Der Taylor-Swift-Effekt: Wie viel bringt Promi-Unterstützung wirklich?

Fans wie Taylor Swift, Beyoncé oder Elon Musk wünschen sich die meisten Politikerinnen und Politiker. Nicht immer sorgen sie aber für den gewünschten Effekt – wieso sie Kandidaten sogar schaden können.

Noch vor wenigen Wochen dachte Donald Trump, er hätte ihre Unterstützung auf sicher. Der republikanische Präsidentschaftskandidat teilte Bilder von Taylor Swift und ihren angeblichen Fans, die «Swifties for Trump»-T-Shirts trugen. Dazu schrieb Trump: «Ich akzeptiere!» Das Problem: Die Bilder waren nicht echt. Sie wurden mit künstlicher Intelligenz generiert.

Dieses Bild ist fake.
Bild: Twitter/X

Nun ist klar: Der Popstar spielt für das andere Team. Kurz nach dem TV-Duell zwischen den beiden Präsidentschaftskandidaten verkündete sie ihren 283 Millionen Fans auf Instagram, dass sie für Kamala Harris abstimmen wird – auch um das Missverständnis rund um die KI-Bilder aufzuklären, wie sie schrieb.

Taylor Swift ist aktuell eine der bekanntesten Personen auf der Welt. Aber wie viel Einfluss hat sie wirklich auf die Wahl? Nur 15 Stunden nach ihrer Verkündung gelangen rund 340’000 Menschen über den von ihr geteilten Link auf die Wählerregistrierungswebseite. Besonders junge Menschen, die aktiv in den sozialen Medien sind, erreiche sie sehr gut, sagt Lifestyle-Expertin und People-Journalistin Jossette Rivera aus Miami. Das zeigen auch frühere Wahl-Aufrufe der Sängerin, die zum Teil mehrere Zehntausend Menschen dazu bewegten, sich als Wähler zu registrieren.

Swift ist nicht die erste Künstlerin, die sich für einen Präsidentschaftskandidaten ausspricht. Der spätere US-Präsident Ronald Reagan wurde von Sänger Frank Sinatra unterstützt, Präsident Barack Obama von TV-Ikone Oprah Winfrey. Ihre Unterstützung sorgte laut einer Studie der Northwestern University für rund eine Million zusätzlicher Stimmen für Obama. Unter anderem wegen ihrer damals starken Präsenz in den Medien.

Oprah Winfrey unterstützt Kamala Harris.
Bild: Gabrielle Lurie/AP

Soziale Medien haben dieses Machtverhältnis verändert. Mehr Stars können sich zu ihren politischen Positionen äussern. Gleichzeitig sind Wählerinnen und Wähler freier darin zu wählen, wem sie zuhören.

Künstler wollen sich nicht mit Künstlern in Verbindung gebracht werden

Im aktuellen Wahlkampf haben sich neben Taylor Swift viele weitere Künstlerinnen und Künstler für Donald Trump oder Kamala Harris ausgesprochen. X-Inhaber Elon Musk ist wohl der bekannteste Trump-Fan. Aber auch Ex-Wrestler Hulk Hogan und die Künstler Kid Rock, 50 Cent und Lil Wayne gehören zu den Unterstützern von Donald Trump. Unter den Harris-Fans befinden sich etwa Vogue-Chefredaktorin Anna Wintour, Schauspieler Robert De Niro und George Clooney sowie Musiker John Legend, Olivia Rodrigo und Barbra Streisand. Beyoncé hat sich zwar noch nicht öffentlich für Harris ausgesprochen, sie hat der Demokratin jedoch erlaubt, ihr Lied «Freedom» für ihren Wahlkampf zu benutzen.Damit trug sie zum erfolgreichen Rebranding von Harris bei.

Jossette Rivera ist langjährige Journalistin und Lifestyle-Expertin. Sie lebt in Miami, Florida.
Bild: zvg

Anders sieht die Situation beim Republikaner aus. Als Trumps Team dasselbe Lied in einem Video benutzte, drohte Beyoncé mit einer Unterlassungserklärung. Genau so unzufrieden war Céline Dion, als Trump ihr Lied «My Heart Will Go On» am einem Wahlkampf abspielte. Abba, Neil Young und die Rolling Stones haben Trump ebenfalls dafür kritisiert, ihre Lieder zu benutzen. Das ist ein neues Phänomen, sagt Jossette Rivera. «Früher war das eine Marketingfrage. Man hat die Rechte für ein Lied gekauft und fertig.» Heute wollen Musiker nicht mit bestimmten politischen Ideologien in Verbindung gebracht werden, sagt sie.

Stars sorgen für Wählerregistrierungen

Die Unterstützung eines Künstlers oder einer Künstlerin ist aber nicht immer hilfreich. Hillary Clinton wurde beispielsweise von vielen Promis unterstützt und verlor 2016 trotzdem gegen Donald Trump. «Ein Problem mit bekannten Fans ist unter anderem der sogenannte Vampir-Effekt», so Rivera. Ist der Künstler oder die Künstlerin zu bekannt, «saugen sie die ganze Aufmerksamkeit auf».

Welche Berühmtheit hinter welchem Kandidaten steht, entscheidet letztlich aber nicht die Wahl. Den Nutzen von Prominenten für Kandidaten sieht Expertin Jossette Rivera vor allem in der Mobilisierung von Wählerinnen und Wählern. Vor vier Jahren half Komiker Trevor Noah dabei, 35’000 freiwillige Wahlhelfer zu rekrutieren. Ein Aufruf auf Instagram von Model Kylie Jenner sorgte für einen Anstieg von 1500 Prozent auf der Wählerregistrierungsseite. «Ob jemand wie Taylor Swift ihre Fans letztlich aber dazu bringen kann, für jemanden – geschweige denn für ihre Favoritin – abzustimmen, wissen wir vor der Wahl schlicht nicht», sagt Rivera.