Tote Forellen bewegen fast so stark wie lebendige – und andere Erkenntnisse zum Augenrollen
Betrunkene Würmer, Atmen durch den Anus und die Schwimmfähigkeiten einer toten Forelle: Zehn wissenschaftliche Studien, die «erst zum Lachen und dann zum Denken anregen» sollen, sind in den USA mit «Ig-Nobelpreisen» ausgezeichnet worden. Diese undotierten Spassauszeichnungen wurden zum 34. Mal von einer Zeitschrift für kuriose Forschung verliehen. Hier neun besonders schöne Erkenntnisse:
So erhielten die Wissenschaftler der Universität Hamburg die Auszeichnung in der Kategorie Medizin für die Demonstration, dass Placebo-Medizin mit schmerzhaften Nebenwirkungen effektiver sein kann als falsche Medizin ohne schmerzhafte Nebenwirkungen.
Ein US-Wissenschaftler und sein an der Universität Bonn arbeitender brasilianischer Kollege wurden ausgezeichnet für die Entdeckung, dass einige echte Pflanzen die Formen von benachbarten Plastikpflanzen imitieren.
Der 1990 gestorbene US-Psychologe B. F. Skinner erhielt posthum den Preis in der Kategorie Frieden für Experimente dazu, ob es möglich wäre, lebende Tauben in Raketen anzusiedeln, um die Flugbahn der Raketen zu leiten.
Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus Frankreich und Chile wurden in der Kategorie Anatomie ausgezeichnet für die Erforschung der Frage, ob Haarwirbel der meisten Menschen auf der nördlichen Erdhalbkugel sich in dieselbe Richtung drehen wie die der meisten Menschen auf der südlichen Erdhalbkugel. Das Ergebnis: Auf der südlichen Hemisphäre gibt es mehr Haarwirbel, die im Gegenuhrzeigersinn gewickelt sind.
Forscher aus Japan und den USA wurden in der Kategorie Physiologie geehrt für die Entdeckung, dass viele Säugetiere in der Lage sind, durch ihren Anus zu atmen. Mäuse, Ratten und Schweine können offenbar Sauerstoff aufnehmen, der ins Rektum gelangt.
Und wir wissen nun, dass bei einem Münzwurf die Münze dazu tendiert, auf derselben Seite zu landen, auf der sie vor dem Wurf lag. Das haben Forschende aus einem grossen internationalen Team herausgefunden –durch 350’757 Experimente.
Und haben sehr alte Personen wirklich so lange gelebt, wie es hiess? Der britische Wissenschaftler Saul Justin Newman hat zumindest entdeckt, dass viele Menschen, die dafür berühmt waren, aussergewöhnlich lange Leben gelebt zu haben, an Orten gelebt haben, wo Geburten und Todesfälle sehr schlecht dokumentiert sind.
Forscher aus den Niederlanden und Frankreich wurden in der Kategorie Chemie für die Benutzung von Chromatografie ausgezeichnet – einem Verfahren zur Auftrennung eines Stoffgemisches –, um betrunkene und nüchterne Würmer auseinanderzudividieren. Zur Dankesrede erschienen einige der Forscher mit überdimensionalen Wurm-Stofftieren.
Der US-Wissenschaftler James Liao erhielt den Preis in der Kategorie Physik für die Demonstration und Erklärung der Schwimmfähigkeiten einer toten Forelle.«Ich habe entdeckt, dass ein lebender Fisch sich mehr bewegt als ein toter Fisch – aber nicht viel mehr. Das Wasser schwimmt den Fisch», sagte Liao.
Fordyce Ely und William Petersen wurden posthum ausgezeichnet, weil sie in den 1940er-Jahren eine Papiertüte neben einer auf dem Rücken einer Kuh stehenden Katze explodieren liessen, um herauszufinden, wie und wann Kühe Milch herausspritzen.
Beendet wurde die Zeremonie der Ig-Nobelpreise von den traditionellen Abschlussworten des Moderators: «Wenn Sie dieses Jahr keinen Ig-Nobelpreis gewonnen haben, und besonders dann, wenn Sie einen gewonnen haben: mehr Glück im nächsten Jahr!»(dpa)