Der Startfluch ist geschlagen. Lando Norris startete erstmals von der Poleposition als Schnellster ins Rennen und zog gleich davon. Nach allen vier vergangenen Qualifying-Siegen strauchelte der McLaren-Pilot beim Rennstart und wurde überholt. Nicht aber in Singapur. In der Hälfte der 52 Runden auf der 4,928 Kilometer langen Strecke lag er gar mit über 20 Sekunden Vorsprung an der Spitze.

Ein paar Runden später touchierte Norris die Wand und gab per Funk durch: «Ich habe einen Schaden am Frontflügel!» Der Brite wurde kurz danach an die Box befördert. Doch dort stellte man nichts fest. Da er bereits einen grossen Vorsprung hatte, kam er nach dem Boxenstopp wieder als Erster auf die Strecke.

In diesem Nachtrennen konnte er nur sich selbst schlagen. Am Schluss holte er sich seinen vierten Saisonsieg. «Ich bin das ganze Rennen geflogen», sagte er nach seinem Triumph. Sein Teamkollege Oscar Piastri fuhr als Dritter aufs Podest.

Der amtierende Weltmeister Max Verstappen schien sein Auto in Griff zu bekommen. Für einen Sieg reichte es dennoch nicht. Der letzte Sieg des Niederländers ist bereits acht Rennen seither. Dennoch verteidigte seine Position vom Qualifying und wurde zufrieden Zweiter.

Am Donnerstag sagte er an der Pressekonferenz der FIA übersetzt noch: «Ich wusste sofort, dass das Auto im Arsch war.» Da er das englische Wort «fucked» dabei verwendete, wurde er von den Rennkommissaren bestraft, gemeinnützige Arbeit zu verrichten. Teamkollege Sergio Perez fluchte zwar nicht, doch hatte ebenfalls Mühe mit seinem Red Bull. Er sagte: «Mein Auto hüpft wie ein Känguru.»

Der Grosse Preis von Singapur ist bekannt, dass es mindestens einen Crash gibt. Doch dieses Jahr ging das Rennen erstmals in der Geschichte ohne Unfall vonstatten. Nur im Qualifying krachte es. Dort war es Carlos Sainz, der wie bereits im letzten Rennen in Baku seinen Boliden schrottete. Letztes Jahr holte der Spanier in Singapur den Sieg. Dieses Jahr nur Platz sieben.

Singapur ist nicht nur für die Crashes bekannt, sondern auch für die Hitze und die hohe Luftfeuchtigkeit. Wie George Russell vor dem Rennen verriet, sei es jeweils über 50 Grad im Cockpit. Die Rennfahrer würden beim Nachtrennen rund vier Liter Flüssigkeit. Während des Rennens beklagte er sich: «Es ist hier drin wie in einer Sauna.» Williams-Fahrer Alex Albon musste schon früh das Rennen aufgeben, da sein Bolide überhitzte und die Kühlung ausstieg. Auch Kevin Magnussen gab auf.

Am Schluss gab es dennoch noch eine Überraschung. Daniel Ricciardo holte nach einem späten Boxenstopp die schnellste Runde und schnappte Norris diesen Extrapunkt weg. Für den Australier war es wohl das letzte Formel-1-Rennen, da er künftig vom Neuseeländer Liam Lawson ersetzt werden soll.

Mit dem Sieg verkürzt Lando Norris den Abstand in der Weltmeisterschaft auf 52 Punkte auf Max Verstappen. Der Niederländer führt mit 331, Norris als Zweiter mit 279 und Charles Leclerc als Dritter 245 Punkte. In der Konstrukteurswertung baut McLaren den Vorsprung zu Red Bull weiter aus.