Bittere Tränen um Nasrallah: Iran schickt jetzt noch mehr bewaffnete Söldner nach Syrien
Die Korrespondentin des englisch-sprachigen iranischen Fernsehsenders «Press TV» schluchzte bitterlich, als sie am Samstagnachmittag den Tod von Hassan Nasrallah bestätigte. «Unser geliebter Führer ist nicht tot. Er wird ins uns allen weiterleben», verkündete die tief verschleierte Reporterin und verstieg sich zu der Behauptung, dass Israel mit der Ermordung des Hisbollah-Chefs «Tausende von neuen Nasrallahs» geschaffen habe.
Sehr viel rationaler reagierte währenddessen Irans Revolutionsführer Ali Khamenei auf den Tod seines wichtigsten Verbündeten. Ohne Nasrallah beim Namen zu nennen, forderte er das «Volk des Libanons» auf, der Hisbollah bei der bevorstehenden Konfrontationen mit dem «Regime des Bösen» beizustehen. «Das Schicksal dieser Region», betonte er besorgt, «wird von der Achse des Widerstandes bestimmt werden, mit der Hisbollah an vorderster Front.»
Sollte es Israel gelingen, die pro-iranische Terrororganisation aufzureiben, dann werde auch die Achse des Widerstandes zerbrechen, implizierte der iranische Revolutionsführer. Gleichzeitig traf der Iran Vorkehrungen gegen einen möglichen Angriff Israels auf den 85-jährigen Khamenei. Der Revolutionsführer sei vorsorglich an einen sicheren Ort untergetaucht, meldete die Nachrichtenagentur Reuters.
Mehr als zwei Jahrzehnte hat Iran gebraucht, ein von Teheran über Bagdad und Damaskus bis nach Beirut reichendes Netzwerk von bewaffneten Radikalgruppen aufzubauen und dessen Finanzierung sicherzustellen. Um die so entstandene Dominanz des Mullah-Regimes im Norden des Nahen Ostens zu verhindern, hatten die USA, Saudi-Arabien und die Türkei versucht, mit der Bewaffnung islamistischer Rebellen den syrischen Diktator Assad zu stürzen und in Damaskus einen prowestlichen Autokraten zu installieren. Der Plan scheiterte vor allem deshalb, weil Teheran Tausende von Hisbollah-Milizionären nach Syrien schickte.
Mit gnadenloser Härte konnten sie den Aufstand ihrer sunnitischen Glaubensbrüder niederringen. Es ist daher keine Überraschung, dass in den noch immer von Islamisten kontrollierten Gebieten nördlich und westlich von Aleppo mit Freudenpartys auf den Tod von Nasrallah reagiert wurde. Ohne die Hisbollah, so die Hoffnung, könnte eine zweite Rebellion gegen das Unrechtsregime in Damaskus vielleicht gelingen.
Teheran ist sich im Klaren darüber, dass das Funktionieren seiner «Widerstandsachse» ohne das syrische Teilstück nicht möglich sein wird. Über die von Irak nach Damaskus führenden Autobahnen sollen in den letzten Tagen nicht nur irakische Milizionäre, sondern auch schiitische Söldner aus Pakistan und Afghanistan an die syrisch-libanesische Grenze verlegt worden sein. Sie sollen zum Einsatz kommen, falls Israel im Libanon eine Bodenoffensive startet.