Lebensraum für gefährdete Amphibienart: Gelbbauchunke erhält neue Laichgewässer
Natürlicher Lebensraum ist rar geworden – und mit ihm auch die Gelbbauchunke. Die kleine Amphibienart mit der unscheinbar lehmfarbenen Oberseite sowie der leuchtend gelben und schwarzen Bauchseite gilt in der Schweiz als stark gefährdet. In Möriken-Wildegg sollen ihr Laichgewässer zur Verfügung gestellt werden. Im Wald der Ortsbürgergemeinde im Birch, nahe der Grenze zu Brunegg und Othmarsingen, ist der Bau von vier Weihern geplant. Bis am 28. Oktober liegt das Baugesuch öffentlich auf.
Der Standort eigne sich zur Vernetzung in verschiedenen Richtungen, heisst es im Projektbeschrieb. Denn in wenigen Hundert Metern Luftlinie befinden sich Vorkommen der Gelbbauchunke am Chestenberg sowie im Eberacher. Gefördert werden könnten zudem weitere Amphibienarten – Grasfrosch, Erdkröte, Bergmolch – sowie andere gewässerbewohnende Tier- und Pflanzenarten, steht im Beschrieb.
Boden wird mit Stabi-Lehm abgedichtet
Die vier neuen Weiher im Gebiet Birch seien eine Fortsetzung des Projekts, das bereits am Chestenberg umgesetzt worden sei, sagt denn auch Gemeinderat Stefan Säuberli auf Anfrage. Dort wurden rund drei Dutzend Lehmtümpel angelegt. Anders ausgedrückt: «Die Weiher im Birch sind ein weiterer wichtiger Trittstein zwischen dem Chestenberg und der Bünzaue.» Die Verbindung zwischen dem Chestenberg und dem Wald im Birch führe über einen einzigen schmalen Korridor an der Grenze zu Brunegg aus heranwachsenden Hecken, kleinen Tümpeln sowie Ast- und Steinhaufen über das «sonst ausgeräumte» Landwirtschaftsgebiet. Diese Renaturierungsmassnahme entstand vor wenigen Jahren aus dem Labiola-Programm (Landwirtschaft – Biodiversität – Landschaft) des Kantons.
Die geplanten Weiher haben eine Ausdehnung von maximal 9 mal 12 Metern – also rund 110 Quadratmetern – sowie eine Tiefe von rund einem Meter. Der Boden im Birchwald sei im Gegensatz zum Chestenberg sehr kiesig und daher durchlässig, führt Säuberli aus. Die neuen Weiher müssten mit einer Schicht aus sogenanntem «Stabi-Lehm» abgedichtet werden, der zugeführt werde. «Dadurch kann auf Weiherfolien verzichtet werden», hält Säuberli fest. «Es muss aber trotzdem ein Baugesuch eingereicht werden, da es sich auch beim Stabi-Lehm zwar um ein natürliches, aber an diesem Standort fremdes Material handelt.»
Anfänglich sieht es nach Verwüstung aus
Als grosse Herausforderung bei der Umsetzung des Projekts bezeichnet der Gemeinderat die Information und Sensibilisierung der Bevölkerung, das Aufzeigen der Zusammenhänge, die gesellschaftliche Akzeptanz. Es werde mit schwerem Gerät in den schönen, gepflegten Wald gefahren, es müssten Bäume gefällt werden, um Platz zu schaffen und Licht auf den Boden zu kriegen. Totholz und wilde Asthaufen bleiben liegen, gibt Säuberli zu bedenken. Kurz: Der Forstbetrieb Birretholz, der als Bauherrschaft auftritt, veranstalte ein «wildes Durcheinander», das anfänglich nach Verwüstung aussehe – ganz so, als hätten Naturgewalten selbst Hand angelegt.
Auf einer rund zwei Meter hohen Informationstafel wird auf die seltene Gelbbauchunke, ihren Lebensraum und ihre Bedürfnisse aufmerksam gemacht. So könne der lokalen Bevölkerung das Naturjuwel vor ihrer Haustüre nähergebracht werden, hält Projektleiterin Tabea Haupt von der Naturschutzorganisation Pro Natura Aargau fest.