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Was Trump mit «Schneewittchen» zu tun hat – und wieso X das erste amerikanische Staatsmedium werden könnte

Donald Trump wirft Google vor, die Wahlen manipulieren zu wollen. Auch wenn der Bemerkung wohl eine persönliche Kränkung zugrunde liegt, macht er auf eine reale Gefahr aufmerksam.

Als Donald Trump seinen Namen in das Suchfeld auf Google eingegeben hat, muss er sich gefühlt haben wie die Königin in «Schneewittchen», als sie fragte: «Spieglein, Spieglein an der Wand …», und zur Antwort bekam, dass nicht sie, sondern Schneewittchen die Schönste sei im ganzen Land. Die Internetsuchmaschine zeige unverhältnismässig viele schlechte Geschichten über ihn, wohingegen für seine Kontrahentin Kamala Harris nur Treffer zu positiven Storys aufgelistet würden. So zumindest der Eindruck des Ex-Präsidenten Trump.

Google widerspricht dem vehement. Allerdings ohne tatsächliche Beweise anzufügen, denn dafür müsste der Techriese die Funktionsweise seines Algorithmus offenlegen und damit das bestgehütete Geheimnis der Firma preisgeben. Der gekränkte Trump weist mit seiner subjektiven Beobachtung auf eine reale Gefahr hin. Bereits 2015 haben US-Forscher in Experimenten gezeigt, dass Google durch das Verzerren der Trefferliste die Macht hätte, «Wahlen zu beeinflussen» – und zwar so, dass es womöglich gar nicht bemerkt werden würde.

Im Sommer warf Elon Musk Google ebenfalls vor, dass der Algorithmus, der Suchanfragen automatisch vervollständigt, Trump ausschliessen würde. Die Kritik hat einen Beigeschmack, schliesslich ist es relativ offenkundig, dass Musk auf seinem eigenen sozialen Netzwerk X Posts mit rechten Inhalten zu mehr Verbreitung verhilft. Das wiederum wirft die Frage auf, ob X, wenn Trump gewählt werden sollte und Musk den ihm bereits angebotenen Posten in dessen Kabinett wahrnimmt, zum ersten amerikanischen Staatsmedium würde.