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Schüsse auf Jesus-Maria-Bild beschäftigen die Justiz: Rund ein Dutzend Anzeigen gegen Sanija Ameti

Ein Instagram-Post der Operation-Libero-Chefin zieht immer noch weite Kreise. Derweil diskutieren die GLP-Lokalparteien, ob sie ihre Parteiangehörige ausschliessen wollen.

Etwa zwei Dutzend Schüsse feuerte die Zürcher GLP-Gemeinderätin Sanija Ameti auf das Bild von Maria und dem Jesuskind aus dem Koller-Kunstkatalog ab. Rund ein Dutzend Anzeigen sind seither gegen die 32-Jährige bei der Zürcher Staatsanwaltschaft eingegangen, wie Mediensprecher Erich Wenzinger auf Anfrage mitteilt. «Die Strafanzeigen sind in Bearbeitung. Weitere Angaben machen wir nicht.»

Die Anzeigen gingen unter anderem wegen Störung der Glaubens- und Kultusfreiheit ein. Zu den weiteren in den Anzeigen vorgeworfenen Delikten möchte die Staatsanwaltschaft nichts sagen.

Sollte Ameti tatsächlich die Glaubens- und Kultusfreiheit gestört haben, dann droht ihr eine Geldstrafe. Gemäss Strafgesetzbuch muss sie dafür unter anderem «öffentlich und in gemeiner Weise Gegenstände religiöser Verehrung verunehrt» oder «einen Ort oder einen Gegenstand, die für einen verfassungsmässig gewährleisteten Kultus oder für eine solche Kultushandlung bestimmt sind, böswillig verunehrt» haben.

Sanija Ameti bei ihrer Schiessübung. Sie hat die Bilder inzwischen gelöscht. Bilder: Instagram/ sanija.ameti

Die Chefin von Operation Libero hatte Bilder von ihrer Schiessübung mit der Luftpistole Anfang September auf ihrem Instagram-Kanal hochgeladen. Sie löschte diese kurz daraufhin wieder, doch es war bereits zu spät. Ein regelrechter Shitstorm brach über die 32-Jährige ein. Unbekannte drohten Ameti mit dem Tod. Seither befinden sie und ihre Familie sich unter polizeilichem Schutz. Auf eine Anfrage der Limmattaler Zeitung reagierte Ameti nicht. Sie bleibt untergetaucht.

GLP prüft ihren Ausschluss

Von den rund zwölf Anzeigen gegen Ameti stammt eine von der Jungen SVP. Die Staatsanwaltschaft bestätigt, dass ein «Exponent der SVP» Anzeige erstattete. Auch Nicolas Rimoldi hatte angekündigt, die Politikerin anzuzeigen. Gegen den Mass-Voll-Präsidenten ist gemäss «Blick» aktuell ebenfalls eine Strafanzeige hängig, und zwar wegen Rassendiskriminierung und Ehrverletzung. Dies wegen seiner Angriffe gegen Ameti in den sozialen Medien.

Kritik erntete Ameti auch aus den eigenen Reihen. Die nationale GLP prüft aktuell ihren Ausschluss aus der Partei. Ebenso die GLP Sektion der Stadtkreise 4 und 5, die GLP Stadt Zürich und die Kantonalpartei, wie Vorstandsmitglieder auf Anfrage bestätigten. «Der Prozess läuft noch und wird mehrere Wochen dauern», sagt Nora Ernst, Co-Präsidentin der GLP Kanton Zürich. Weitere Angaben dazu gibt es keine.

Aus dem Parteivorstand der GLP Kanton Zürich war Ameti aus freien Stücken zurückgetreten. Die Operation Libero kritisierte ihre Aktion als «falsch und unangebracht», betonte jedoch, hinter ihrer Chefin zu stehen.

Bei den letzten Sitzungen des Zürcher Gemeinderats blieb Sanija Ametis Stuhl leer.
Bei den letzten Sitzungen des Zürcher Gemeinderats blieb Sanija Ametis Stuhl leer.Bild: Michael Buholzer/Keystone

Ameti hatte sich bereits kurz nach der Aktion in einer Stellungnahme von Operation Libero dafür entschuldigt. Sie schrieb: «Ich bitte um Vergebung bei den Menschen, die durch meine Handlung verletzt wurden. Ich habe die Instagram-Story sofort gelöscht, als mir der religiöse Inhalt bewusst wurde. Ich habe nichts dabei überlegt. Das war absolut dumm von mir. Es war ein klarer Fehler. Es tut mir unglaublich leid.» Ametis Arbeitgeberin, eine PR-Agentur, feuerte die 32-Jährige dennoch.

Der Shitstorm hat sich inzwischen wieder gelegt. Juristisch und politisch weht Ameti jedoch noch immer ein kühler Wind entgegen. Derweil hat ihr Joseph Maria Bonnemain, der Bischof von Chur und ehemaliger Seelsorger im Spital Limmattal, verziehen. In einer Mitteilung des Bistums Chur schrieb er: «Vergebung ist und bleibt einer der wichtigsten, wenn nicht der wichtigste Begriff in der Bibel – und ist Massstab für das praktische Leben.»